Kurienkardinal weist Kritik an "Amoris laetitia" zurück

Wo liegt der Interpretationsschlüssel?

Der Kritik folgt die Gegenkritik: Der vatikanische Präfekt für die Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, wirft den Mäklern des päpstlichen Lehrschreibens "Amoris laetitia" vor, das Dokument "alarmistisch" auszulegen.

Vorstellung von "Amoris laetitia" / © Cristian Gennari (KNA)
Vorstellung von "Amoris laetitia" / © Cristian Gennari ( KNA )

Bei der Jahrestagung der kanadischen Bischöfe in Cornwall sagte der Kurienkardinal, die Behauptung, Franziskus habe "mit der Tradition" gebrochen und mache es nun einfach, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen, entspreche "nicht dem Text und der Intention" des Papstes.

Ouellet bezog sich unter anderen auf die in einem Schreiben an den Papst formulierte Kritik von 62 Priestern, Theologen und Laien an "Amoris laetitia". Diese verlangten darin eine Korrektur mehrerer angeblich "häretischer" Passagen.

Der Schlüssel zur Interpretation

Der frühere Kardinal von Quebec hielt dem entgegen, Franziskus gehe es nicht um Doktrin, sondern eine andere Pastoral. Der "Schlüssel zur Interpretation" des päpstlichen Dokuments finde sich im achten Kapitel. "Amoris laetitia" müsse darüber hinaus "in seiner Gesamtheit" verstanden werden.

Quellet nannte das Lehrschreiben einen Versuch, Kulturen, die weit vom Glauben entfernt seien, die Freude des Evangeliums neu zu erschließen. "Das ist besonders dringend in Kanada", fügte der Kardinal hinzu. Dort sei die Kluft zwischen der offiziellen Lehre der Kirche und "der gelebten Erfahrung von Paaren und Familien" besonders groß. Ohne pastoralen Wandel, so der Präfekt in seiner Rede vor den 80 Bischöfen, sei es unmöglich "ein Klima des Willkommens, Zuhörens, Dialogs und der mitfühlenden Gnade zu schaffen".


Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA