Heikle Abstimmung zur "Homo-Ehe" in Australien

Votum auf dem Postweg?

In Australiens Politik und Gesellschaft wird seit Jahren um eine Einführung der "Homo-Ehe" gerungen - bislang ohne Ergebnis. Nun soll eine "postalische Befragung" Klarheit bringen. Auch wenn die Resultate nicht bindend sind.

Autor/in:
Michael Lenz
Kommt die Homo-Ehe in Australien? / © N.N. (dpa)
Kommt die Homo-Ehe in Australien? / © N.N. ( dpa )

Australiens Regierung will eine parlamentarische Abstimmung über die Einführung einer Ehe für gleichgeschlechtliche Paare vermeiden. Dafür gibt sie umgerechnet 82 Millionen Euro für eine "postalische Umfrage" aus. Doch das bringt einige Probleme mit sich: Es gibt weder eine Verpflichtung zur Teilnahme noch ein Quorum. Und das Ergebnis ist obendrein nicht bindend.

Katholische Bischöfe gegen Homo-Ehe

Die katholischen Bischöfe des Landes machen ohnehin klar, dass sie nichts von der sogenannten Homo-Ehe halten. Sie sehen Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit in ernster Gefahr. "In anderen Teilen der Welt, in denen eine gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert wurde, werden jene, die an die traditionelle Ehe glauben, schikaniert oder gezwungen, die neue Sicht der Ehe zu übernehmen", sagte Sydneys Erzbischof Anthony Fisher der Zeitung "The Australian".

Denis Hart, Erzbischof von Melbourne und Vorsitzender der Australischen Bischofskonferenz, betonte im Gespräch mit "Fairfax Media", die Kirche erwarte von ihren 180.000 Mitarbeitern in Gemeinden, Schulen, Altersheimen, Wohlfahrtseinrichtungen und Krankenhäusern die Einhaltung der kirchlichen Lehre.

Mehrheit in Bevölkerung und Parlament

Doch sowohl in der Bevölkerung als auch im Parlament gibt es Umfragen zufolge seit Jahren eine Mehrheit für die "gay marriage". Auf Druck des rechten Flügels seiner konservativen Regierungskoalition weigert sich Premierminister Malcolm Turnbull allerdings, den Fraktionszwang aufzuheben. "Australien hätte die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften schon vor einem Jahrzehnt einführen können", sagt der Soziologe Gary Bouma von der Universität Melbourne. "Aber die Regierungen in dieser Zeit waren so fragil, dass sie in dieser Frage durch einige wenige konservative katholische und protestantische Abgeordnete erpressbar waren."

Nachdem Turnbulls Gesetzesinitiative für eine Volksabstimmung über die "Homo-Ehe" im Senat gescheitert war, kam die Regierungskoalition auf die Idee einer "postalischen Befragung". Die Frage, die die Australier zwischen 12. September und 7. November per Briefwahl beantworten sollen, lautet nun: "Soll durch eine Gesetzesänderung die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare möglich werden?"

Unter den australischen Katholiken sind die Meinungen unterhalb der Bischofsebene offenbar eher gemäßigt. Suzanne Greenwood, Chefin des bedeutenden Gesundheitsdienstleisters Catholic Health Australia, signalisierte etwa, dass sie - wie bisher - von Ärzten und Pflegepersonal keine allzu strikte Einhaltung der kirchlichen Lehre erwarte.

Flugblätter in Melbourne

Der Jesuit Frank Brennan, Chef des Dachverbands der nationalen katholischen Wohlfahrtseinrichtungen, sprach sich in einem Beitrag für die britische Tageszeitung "The Guardian" für eine Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen aus. Das Problem in Australien, so Brennan, sei jedoch das Fehlen einer "Bill of Rights". So sei Religionsfreiheit in Australien kein "unveräußerliches Recht erster Ordnung", sondern werde in Antidiskriminierungsgesetzen durch "Ausnahmeregeln" definiert.

Unterdessen wird der Kampf um die "richtige" Antwort mit immer härteren Bandagen geführt. In Melbourne kursieren Flugblätter, auf denen es unter der Überschrift "Stoppt die Schwuchteln" heißt: "92 Prozent der Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, werden sexuell missbraucht. 51 Prozent leiden unter Depressionen, und 72 Prozent sind fettleibig."

Premier Turnbull rief die Bürger zu einer "respektvollen" Debatte auf. "Unsere Gesellschaft wurde auf dem Fundament gegenseitigen Respekts aufgebaut", sagte er - und kündigte an, dass er und seine Ehefrau Lucy bei der postalischen Befragung "mit Ja stimmen werden".


Quelle:
KNA