Expertenstreit über Enzyklika "Humanae vitae" entbrannt

Diskussion um Empfängnisverhütung

Fast 50 Jahre nach der Enzyklika "Humanae vitae" ist eine wissenschaftliche Debatte über das päpstliche Lehrschreiben wider die künstliche Geburtenkontrolle entbrannt.


Der BDKJ fordert eine "Weiterentwicklung" der kirchlichen Aussagen zu unter anderem dem Thema Empfängnisverhütung.
 / © Jörg Lange (dpa)
Der BDKJ fordert eine "Weiterentwicklung" der kirchlichen Aussagen zu unter anderem dem Thema Empfängnisverhütung. / © Jörg Lange ( dpa )

Mehr als 500 Wissenschaftler unterzeichneten laut US-Medienberichten am Dienstag in Washington eine Erklärung, in der sie die Lehre der katholischen Kirche zur Empfängnisverhütung ausdrücklich unterstützen. Die Experten - die meisten davon US-Amerikaner - reagierten damit auf eine kritische Theologenstellungnahme des britischen Wijngaards-Instituts.

Bei einer Pressekonferenz an der Katholischen Universität von Amerika in Washington präsentierten die Gelehrten ein Dokument mit dem Titel "Bekräftigung der Kirchenlehre über das Geschenk der Sexualität". Darin heißt es: "Nach unserer Ansicht respektiert die katholische Lehre die eigentliche Würde des Menschen und ist dem Glück förderlich." Weiter heißt es: "Humanae vitae" spreche sich "gegen eine verzerrte Sichtweise der menschlichen Sexualität und intimer Beziehungen aus, die viele in der modernen Welt fördern". Die Enzyklika von 1968 sei "prophetisch" gewesen.

"Moralisch verwerflich"

Papst Paul VI. hatte damals künstliche Verhütungsmethoden als moralisch verwerflich bezeichnet, weil durch sie der sexuelle Akt bewusst von der Fortpflanzung getrennt und die sexuelle Freizügigkeit gefördert werde.

In der Stellungnahme des Wijngaards-Institutes im britischen Rickmansworth vom August heißt es, die Hauptargumente für die katholische Lehre gegen Verhütung seien nicht tragfähig. Weder die Bibel noch die biologischen Gesetzmäßigkeiten menschlicher Fortpflanzung böten stichhaltige Gründe dafür, "dass Geschlechtsverkehr in allen Fällen offen für Fortpflanzung sein muss". Dementsprechend könne "der Gebrauch von Verhütungsmitteln sowohl zur Familienplanung als auch zur Krankheitsprävention ethisch gerechtfertigt sein". Zu den Unterzeichnern der Wijngaards-Erklärung gehören katholische Theologen aus aller Welt, darunter auch der Tübinger Moraltheologe Dietmar Mieth.

 

Quelle:
KNA