Lohnlücke zwischen Frauen und Männern liegt bei 22 Prozent

"Die Politik hat zu lange nur zugeschaut"

Mit dem Equal Pay Day wird in zahlreichen Ländern auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen aufmerksam gemacht. Die Bundesregierung will mit mehreren Gesetzesvorhaben die Lohnunterschiede ausgleichen.

Familienministerin Manuela Schwesig (dpa)
Familienministerin Manuela Schwesig / ( dpa )

In Deutschland fällt der Equal Pay Day in diesem Jahr auf den 20. März. Das Datum markiert nach Angaben der Initiatoren den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen statistisch gesehen umsonst arbeiten - wenn man den Durchschnittsverdienst der Männer zugrunde legt.

In Deutschland fand der erste Equal Pay Day 2008 statt. Im vergangenen Jahr betrug die Lohnlücke hierzulande nach Angaben des Statistischen Bundesamts trotz aller Gleichstellungsbemühungen unverändert 22 Prozent. Die Berechnung stützt sich allerdings allein auf den durchschnittlichen Stundenlohn.

Mehr Lohngerechtigkeit

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) plant ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen. Dabei setzt sie nach eigenen Angaben auf die Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel. Sie gehe davon aus, die Kanzlerin auf ihrer Seite zu haben, sagte Schwesig im ZDF-Morgenmagazin. Noch dieses Jahr solle das Gesetz auf den Weg gebracht werden.

Bislang liegt der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen fast fünf Euro unter dem der Männer. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei zwar bereits gesetzlich vorgeschrieben, in der Praxis gebe es aber Lohnunterschiede von Frauen und Männern, sagte die SPD-Politikerin im rbb-Inforadio. Die Politik habe zu lange zugeschaut, jetzt müsse gehandelt werden. Am Nachmittag ist zu dem Thema eine Bundestagsdebatte geplant.

Rückkehr von Teil- auf Vollzeit

Aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ist der geplante Anspruch auf Rückkehr aus Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung ein wichtiger Schritt zu einer gerechteren Bezahlung von Frauen und Männern. Mit ihrem bis zum Herbst geplanten Gesetzesvorhaben sei Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf dem richtigen Weg, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

"Ich glaube, das wird wieder einen Aufschrei der Wirtschaft geben", sagte Hannack. Aber auf freiwilliger Basis funktioniere die Rückkehr von Teil- in Vollzeit in der Regel nicht, wenn Beschäftigte das wollten. Nach den Worten der DGB-Vizechefin wird auch der seit Beginn dieses Jahres geltende Mindestlohn "an der Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen etwas positiv verändern". Hannack forderte zudem eine "höhere gesellschaftliche und finanzielle Wertschätzung" frauendominierter Berufe in der Pflege, bei der Erziehung und im Friseurhandwerk".

Positive Auswirkung durch Mindestlohn

Auch Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Deutschland durch den Mindestlohn geringer werden. "Wenn der Mindestlohn eingehalten wird, werden Frauen davon profitieren, weil eben der größere Teil derjenigen, die unter 8,50 Euro verdient haben, Frauen waren", sagte Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Hermann Gartner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet einen solchen Effekt. Wie stark er tatsächlich ausfallen werde, könne man aber noch nicht sagen, betonte er.


Quelle:
dpa