Equal Pay Day fordert Lohngerechtigkeit für Frauen

Transparenz und faire Löhne

Frauen verdienen laut Statistischem Bundesamt 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Darauf macht am Freitag der Equal Pay Day aufmerksam. Elisabeth Bungartz von der kfd fordert im domradio.de-Interview transparentere Lohnstrukturen.

Bessere Löhne für Frauen gefordert / © Tim Brakemeier (dpa)
Bessere Löhne für Frauen gefordert / © Tim Brakemeier ( dpa )

domradio.de: Warum und inwiefern beteiligen Sie sich denn am heutigen Equal Pay Day?

Elisabeth Bungartz (stellvertretende Diözesan-Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands): Es ist ja so, dass wir als größter deutscher Frauenverband natürlich auch die Rechte von Frauen stärken wollen. Wir haben auch mehrere Positionspapiere zum Thema herausgebracht – etwa „Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf“, „Arbeitsleben macht Stärke“´oder  „Karrieremuster von Frauen“. Und da ist es natürlich wichtig, dass wir uns auch am Equal Pay Day beteiligen. Das tun wir schon seit 2008. Da haben wir begonnen, mit roten Taschen und Trillerpfeifen auf diesen Tag aufmerksam zu machen.

domradio.de: Es geht bei dem diesjährigen Equal Pay Day um das Motto „Lohntransparenz“. „Spiel mit offenen Karten“ – so heißt die Aufforderung. Wie kann das denn sein, dass Frauen oft doch noch so viel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen?

Elisabeth Bungartz (kfd): Das Problem liegt in der Hauptsache darin, dass Frauen überwiegend in unteren Lohngruppen arbeiten. Das fängt bei den Reinigungskräften an, geht weiter über Pflegekräfte und Erzieherinnen. Sie werden – wie allen bekannt ist – denkbar schlecht bezahlt, obwohl sie eine wichtige und schwere Arbeit für unsere Gesellschaft leisten. In den oberen Lohngruppen sieht es besser aus, aber ich muss leider sagen, da gibt es auch noch immer gewaltige Unterschiede. Wenn ich sehe, dass eine Versicherungskauffrau 28 Prozent weniger verdient als ein Versicherungskaufmann oder eine Bankkauffrau 19 Prozent weniger, dann stimmt da im gesamten System etwas nicht. Das Problem liegt natürlich auch darin, dass immer noch überwiegend die Erziehungs- und Sorgearbeit bei den Frauen liegt. Vor dem 30. Lebensjahr sieht es allgemein besser aus, aber dann kippt es, weil Frauen Kinder bekommen, Erziehungsarbeit übernehmen und meistens erst gar nicht mehr berufstätig sind und dann in die Teilzeit gehen. Und das ist natürlich auch mit ein Grund, warum Karriere dann einen Knick bekommt und Lohnunterschiede entstehen.

domradio.de: Nun sprechen wir ja alle relativ wenig über unser Gehalt. Es ist in deutschen Unternehmen ein Tabuthema. Wissen denn Frauen eigentlich, dass sie weniger verdienen oder bekommen Sie das gar nicht mit?

Elisabeth Bungartz (kfd): Ich weiß nicht, ob es alle Frauen mitkriegen. Durch den Equal Pay Day, denke ich, haben wir schon einiges erreicht, dass Frauen doch darauf aufmerksam werden und sensibel dafür werden. Außerdem ist es eigentlich überhaupt nicht rechtens, dass in Arbeitsverträgen drinsteht, dass man nicht über sein Gehalt sprechen darf. Das darf man schon und es ist auch wichtig, dass wir das in der Zukunft tun. Unsere Familienministerin Frau Schwesig beschäftigt sich mit diesem Thema, weil im Koalitionsvertrag steht, dass das Entgelt-Gleichheitsgesetz kommen soll. Das will sie auf den Weg bringen und dafür sorgen, dass die Lohnstruktur in den Firmen transparenter wird. Allerdings ist das geplante Gesetz zu kurz gegriffen, weil es nur für Firmen ab 500 Beschäftigte gelten soll. Ich denke, dass offengelegte Gehaltslisten auch in kleineren Betrieben üblich sein müssten. Natürlich nicht mit Namen, aber dass man weiß: An diesem Arbeitsplatz habe ich diesen oder jenen Anspruch. Dann kann ich auch Gehaltsverhandlungen besser führen.


Quelle:
DR