Demografiegipfel: Familienbund sieht auch Kirchen in der Pflicht

Mit gutem Beispiel voran

Deutschland altert, deshalb lädt die Bundesregierung zum zweiten Demografiegipfel. Claudia Hagen vom Familienbund der Katholiken im domradio.de-Interview über Wege aus der Altersfalle und die mögliche Rolle der Kirchen dabei.

Das Alter an sich ist nicht das Problem (dpa)
Das Alter an sich ist nicht das Problem / ( dpa )

domradio.de: Dass Deutschland altert, ist nicht neu. Dennoch wird immer wieder über das Thema diskutiert. Worüber genau diesmal?

Hagen: Das Alter an sich ist nicht das Problem, es ist ja schön, dass wir alle älter werden. Das Problem ist, dass zu wenige junge Menschen nachrücken. Die Menschen setzen ihre Kinderwünsche nicht um, sie wollen ja mehr Kinder haben, als sie dann tatsächlich bekommen. Und das verschiebt unsere Alterspyramide. Das ist das Problem.

domradio.de: Mit welchen Folgen?

Hagen: Das bedeutet, dass in 50 Jahren auf einen Arbeitnehmer drei Rentner kommen, während es heute noch sechs sind. Die Last auf die jüngeren Generationen steigt. Und dagegen müssen wir Maßnahmen ergreifen. Wir müssen uns überlegen, dass wir wieder eine Generationengerechtigkeit schaffen, dass unsere Wirtschaft weiter funktioniert. Und dass die alten Menschen würdevoll versorgt werden.

domradio.de: Wie kann das Problem gelöst werden?

Hagen: Die Bundesregierung hat bereits 2012 ihre Demografiestrategie verabschiedet: So soll das Arbeitsrecht für Familien freundlicher gestaltet werden, beispielsweise über Rückkehrrechte auf einen Vollzeitarbeitsplatz von einem Teilzeitarbeitsplatz. Davon erhoffen wir uns eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Familien.

domradio.de: Wann kann der aktuelle Trend gestoppt werden?

Hagen: Das ist schwierig zu sagen. Die jungen Frauen, die heute bereits fehlen, können natürlich auch keine Kinder bekommen. Dieses Problem wird sich also fortsetzen. Auf der anderen Seite erleben wir eine massive Zuwanderung junger Menschen gerade aus Südeuropa, was den Trend wiederum umkehren könnte. Verlässliche Prognosen sind schwierig.

domradio.de: Welche Rolle können die Kirchen bei diesem Thema spielen?

Hagen: Eine große Rolle. Zum einen kann die Kirche als wichtiger Akteur in der Politik darauf drängen, dass Familien gute Rahmenbedingungen erhalten, kann sich immer wieder dafür einsetzen, dass die Familie in den Mittelpunkt gestellt wird. Zum anderen kann sie als einer der größten Arbeitgeber in Deutschland selber dafür sorgen, dass die beschäftigten Eltern gute Rahmenbedingungen bekommen, also familienfreundliche Arbeitsplätze haben. Hier kann die Kirche als gutes Beispiel vorangehen.

Das Gespräch führte Verena Tröster.