Familienbund kritisiert Betreuungsgeld

"Ein typischer Fall von Koalitionsgeschacher"

In Berlin ist das Betreuungsgeld wieder Thema. Das umstrittene Gesetz soll ergänzt werden – und bleibt auch so in der Kritik: Von "Flickschusterei" spricht im domradio.de-Interview Elisabeth Bußmann vom Familienbund der Katholiken.

Das Betreuungsgeld: auch 2013 umstritten (dpa)
Das Betreuungsgeld: auch 2013 umstritten / ( dpa )

domradio.de: Was halten Sie persönlich vom Betreuungsgeld?

Bußmann: Insbesondere einkommensschwache Familien brauchen jeden Cent, das ist klar. Aber dann muss man fragen, was das Betreuungsgeld bewirkt. Ganz sachlich festgestellt heißt es, es handle sich um eine Koalitionsvereinbarung, die mit dem Betreuungsgeld umgesetzt wird. Aber der Familienbund hat eine bessere Idee.

domradio.de: Und die wäre?

Bußmann: Wir fordern für alle Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr 300 Euro als Anschlussleistung. Denn der Staat muss den Eltern eine echte Wahlmöglichkeit geben - und kann nicht nur Anreize für ein Betreuungsmodell geben. Die dreijährige Elternzeit muss auch eine freie Form der Betreuungsform in der für Kinder auch besonders sensiblen ersten Lebensphase ermöglichen. Diese Funktion kann nur erfüllt werden, wenn sie während des gesamten Zeitraums auch finanziell flankiert wird. Deshalb sprechen wir uns als Familienbund für eine stärkere Anerkennung der Erziehungsleistung aller Eltern von unter dreijährigen Kindern aus, bei der es um die Unterstützung aller Eltern bei der Finanzierung der von ihnen gewählten Betreuungsform gehen soll.

domradio.de: Das alles ist jetzt wieder in Berlin Thema, wo über eine Ergänzung des Betreuungsgeldes beraten wird. Was erwarten Sie von dem Treffen?

Bußmann: Es wieder mal Thema, es steht ständig auf der Tagesordnung. Heute wird noch mal zusätzlich entschieden, dass das Geld auch für ein Bildungssparen oder eine Altersvorsorge eingesetzt werden kann. So sinnvoll diese beiden Optionen auf den ersten Blick auch sein mögen, das Problem liegt bei der Ausgestaltung des Betreuungsgeldes. Und hier handelt es sich um Flickschusterei, ein typischer Fall von Koalitionsgeschacher! Eine Privatisierung des Altersvorsorgeproblems ist der falsche Ansatz. Es muss um eine bessere Anerkennung der Kindererziehungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung gehen, sowie eine spürbare Beitragsentlastung für Eltern.

Das Gespräch führte Verena Tröster.
 


Quelle:
DR