Die Ehe ist weiter auf dem Rückzug

Familienreport 2012

Für die meisten Menschen in Deutschland hat die Familie nach wie vor eine zentrale Bedeutung für das Wohlbefinden in ihrem Leben. Immer weniger Deutsche wählen jedoch die Ehe, um ihr Familienleben zu gestalten.

 (DR)

Wie aus dem Familienreport 2012 des Bundesfamilienministeriums hervorgeht, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wird, geben mehr als drei Viertel der Menschen an, dass man eine Familie braucht, um glücklich zu sein (78 beziehungsweise 79 Prozent).

Die Ehe ist mit einem Anteil von 71 Prozent an allen Familienformen nach wie vor die häufigste Konstellation in Deutschland. Seit 1996 hat sich ihr Anteil jedoch um ein Drittel reduziert. Weiter angestiegen sind vor allem die nichtehelichen Lebensgemeinschaften, die sich in den letzten 15 Jahren in ihrer Anzahl fast verdoppelt haben und 2011 neun Prozent an allen Familien mit minderjährigen Kindern ausmachen. Eine Zunahme war auch bei Alleinerziehenden zu beobachten. 2011 waren 20 Prozent der Familien alleinerziehend, 15 Jahre zuvor waren es noch 14 Prozent.

2011 gab es den Zahlen zufolge 8,1 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern in Deutschland und 662.685 Geburten. Das waren rund 15.200 Geburten weniger als im Jahr 2010 und entspricht einer Abnahme von etwa 2,2 Prozent.

Die wichtigsten Ergebnisse des Familienreports

  • Verheiratete Paare mit gemeinsamen Kindern stellen nach wie vor die häufigste Familienform in Deutschland dar. Drei Viertel der Kinder wachsen bei verheirateten Eltern auf.
  • Die Ehen in Deutschland sind stabil. Die Zahl der Eheschließungen liegen - mit leichten Schwankungen - seit einigen Jahren auf einem ähnlichen Niveau. Die Zahlen der Ehescheidungen sind seit fast fünfzehn Jahren nahezu konstant und die Ehepaare bleiben länger zusammen als noch vor zehn Jahren. Auch nach Trennungen halten die meisten Menschen an Ehe und Familie fest. Studien zeigen, dass Kinder in Stief- und Patchworkfamilien nicht unzufriedener sind als Kinder in anderen Familien.
  • Deutschland ist keine Republik der Einzelkinder: Fast die Hälfte der Kinder hat eine Schwester oder einen Bruder, jedes fünfte Kind hat zwei Geschwister. Nur ein Viertel der Kinder sind (noch) Einzelkinder. Der Anteil der Mehrkindfamilien in Deutschland ist seit der Wiedervereinigung nahezu unverändert geblieben.
  • Auch die Trends bei den Geburten machen zuversichtlich: Immer häufiger holen Frauen aufgeschobene Kinderwünsche im Alter von über 30 Jahren nach, der Anstieg der Kinderlosigkeit insbesondere bei Akademikerinnen ist gestoppt. Die Kinderwünsche sind hoch und die endgültigen Kinderzahlen haben mit den bis 1970 geborenen Frauen ihren Tiefpunkt erreicht. Sie scheinen für jüngere Frauenjahrgänge wieder anzusteigen – all diese Faktoren zeigen, dass sich die Geburtenrate mittelfristig positiv verändern kann.
  • Seit der Einführung des Elterngeldes und dem verstärkten Ausbau der Kinderbetreuung steigt auch die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern zwischen ein und drei Jahren an. Die Erwerbstätigenzahlen der Mütter mit Kindern unter einem Jahr sind hingegen konstant niedrig und Eltern nutzen den Schonraum, den ihnen das Elterngeld bietet. Hier spiegelt sich die Auffassung der meisten Deutschen wider, dass die Kleinsten zu ihren Eltern gehören.
  • Die Förderung ihrer Kinder hat für Eltern oberste Priorität. Dort, wo die materiellen Ressourcen nicht reichen, leistet das Bildungs- und Teilhabepaket in den Familien, die SGB II oder den Kinderzuschlag beziehen, einen guten Beitrag. Untersuchungen des Bundesfamilienministeriums zeigen, dass der Anteil der Eltern, die aus finanziellen Gründen auf Förderangebote verzichten, zurückgeht. Insgesamt stärken die Familienleistungen die wirtschaftliche Stabilität von Familien.

 

Familiensonntag am 20. Januar

Am Sonntag ist der Familiensonntag der katholischen Kirche. Das Motto in diesem Jahr: "Alles kommt ins Lot?" Das Fragezeichen ist bewusst gesetzt, denn Familien haben es nicht gerade leicht, alles ins Lot zu bringen. Stichworte wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hohe Scheidungsraten, Kinder als Armutsrisiko etc. deuten die vielfältigen Herausforderungen an. Auch die Debatten um Betreuungsgeld, Homo-Ehe etc. zeigen, dass dem katholischen Ideal von Ehe und Familie ein heftiger Wind ins Gesicht bläst. Im Video-Interview (s.u.) gibt Familienbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu diesen und anderen Herausforderungen Auskunft.