Bischof Bätzing fordert "radikale Umkehr" der Kirche

"Wir haben Autorität und Glaubwürdigkeit verloren"

Bischof Georg Bätzing sieht seine Kirche im Dilemma und fordert eine "radikale Umkehr". Weder könne das Alte fortgeschrieben werden, noch komplett in Neuem aufgehen, schrieb der Limburger Bischof im Gastbeitrag einer Zeitschrift.

Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Umkehr - vielleicht ist das sogar für uns Bischöfe besonders schwer", so Bätzing in seinem Beitrag in der evangelischen Zeitschrift "zeitzeichen". "Denn wir verstehen uns ja in der Tradition der Jünger, die der Herr persönlich berufen hat."

Das sei eine "fast zweitausendjährige Linie der Tradition und eine Berufung, die einem auch mal zu Kopf steigen kann", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Aber alles unter einer radikalen Umkehr wird der Wucht des auslösenden Skandals und der Dramatik der Entkirchlichung, die wir täglich erleben, nicht gerecht", schreibt Bätzing.

"Schonungslose" Analyse von Realität und Strukturen gefordert

Er verweist auf den Missbrauchsskandal, der die Kirche seit Jahren beschäftigt. Bätzing: "Wir haben Autorität und Glaubwürdigkeit verloren, aus eigenem Verschulden. Der Skandal sexualisierter Gewalt in unserer Kirche und ihrer Vertuschung ist neben all der Schuld, die wir auf uns geladen haben, ein Ruf zur Umkehr an die Kirche selbst."

Der Blick auf die Nöte von Betroffenen und das erlittene Leid müssten "zum Ausgangspunkt für eine schonungslose Analyse der Realität und der Strukturen werden, in denen Missbrauch überhaupt erst möglich war", fordert Bätzing.

Die Perspektive sei dabei eindeutig: "Die Kirche der Armen, der Ausgebeuteten, der Ausgenutzten; das ist das Ziel, das Papst Franziskus immer wieder betont und von uns einfordert." Wenn Kirche nicht für die Menschen da sei, werde sie in der Gesellschaft immer weniger ernst genommen, betont Bätzing und fügt hinzu: "Dann gehen wir als Kirche gegen Null."

Bätzing: Angst vor neuem Schisma ist "Phantom, um Prozess der Umkehr zu diskreditieren"

Mit Blick auf den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland sagte er, es gebe in der Weltkirche angesichts des Synodalen Weges "offenbar die Sorge, wir könnten hinsteuern auf eine in sich geschlossene Nationalkirche", so Bätzing. "Ich kenne unter den Beteiligten am Synodalen Weg niemanden, der das will", so der Bischof.

"Eher ist die Angst vor einer angeblichen Abspaltung der katholischen Kirche in Deutschland von der Weltkirche, vor einem neuen Schisma im Zuge des Synodalen Weges, ein Phantom, das aufgebaut wird, um den Prozess der Umkehr, den wir hierzulande wagen, zu diskreditieren."

Georg Bätzing

Georg Bätzing wurde am 13. April 1961 in Kirchen (Sieg) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität Trier und der Universität Freiburg.

1987 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Von 1996 bis 2010 war er als Leiter des Priesterseminars für die Priesterausbildung im Bistum Trier verantwortlich. Bereits 2007 übernahm er die Leitung der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Ab November 2012 war Bätzing Generalvikar des Bistums Trier.

Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann ( KNA )
Quelle:
KNA
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