Österreich stellt auf "2G-Regel" um

Gilt das auch für die Kirchen?

In Österreich gilt jetzt die "2G-Regel". Nur noch Geimpfte oder Genesene dürfen in Restaurants oder zum Friseur. So soll der hohe Inzidenzwert von über 600 gedrückt und ein Lockdown verhindert werden. Ziehen die Kirchen da mit?

Besucher im Wiener Stephansdom / © Lisa Culton (shutterstock)
Besucher im Wiener Stephansdom / © Lisa Culton ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie wird denn die sogenannte "2G-Regelung", also Zugang nur für Geimpfte oder Genesene, in der Bevölkerung gesehen? Welche Reaktionen nehmen Sie wahr?

Christoph Wellner (Chefredakteur von Radio Klassik Stephansdom): Es ist ein sehr interessantes Bild. Bis Juni hat alles gut funktioniert, wir sind auf einen Impfschnitt von rund 60 Prozent gekommen. Seitdem stagniert es. Seit Juni sind wir eine Nation der Impfmuffel. Alle Appelle an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, sind irgendwie verhallt.

Jetzt wurden die Regelungen auf "2G" verschärft. Die Österreicher gehen gerne ins Wirtshaus, in das sie aber ohne die Impfung nicht mehr hinein dürfen. Das hat sie jetzt wohl motiviert. Ich habe selber in der Wiener Innenstadt gesehen, wie sich Schlangen vor den Impfboxen und -bussen gebildet haben, wie wir das seit Beginn der Pandemie nicht mehr gesehen haben.

DOMRADIO.DE: Die "2G-Regel" wurde ja recht kurzfristig beschlossen. Gibt es eine Schonfrist für Ungeimpfte oder wird es jetzt knallhart?

Wellner: Es gibt eine Schonfrist für diejenigen, die sich jetzt ganz schnell entschließen, sich impfen zu lassen. Die können mit dem Nachweis der Erstimpfung und einem PCR-Test weiterhin in die Gastronomie, auf Weihnachtsmärkte, zu körpernahen Dienstleistungen wie Friseur, Fußpflege und so weiter. Diese Übergangszeit gilt für die kommenden drei Wochen.

DOMRADIO.DE: Die "2G-Regel" ist ja schon eine deutliche Maßnahme und für Ungeimpfte eine harte Einschränkung. Ist damit ein Lockdown vom Tisch?

Wellner: Ich hoffe. Ich habe von Touristikexperten gehört, dass wahrscheinlich, um eine ordentliche Wintersaison gewährleisten zu können, die für Österreich besonders wichtig ist, es in der ein oder anderen Skiregion einen zwei- oder dreiwöchigen Lockdown vor Weihnachten gibt, damit dann in der Hochsaison alles gut geht.

Ich hoffe, dass die "2G-Regel" einiges bringt. Dass man diese Härte und Konsequenz vielleicht schon im Sommer hätte machen müssen oder zumindest direkt nach Ende des Sommers, steht auf einem anderen Blatt.

DOMRADIO.DE: Wenn im ganzen Land die "2G-Regel" gilt, dann wohl auch für die Kirchen. Oder wie wird das gehandhabt?

Wellner: In der Kirche gibt es momentan noch diese "3G-Regeln" (Geimpft, genesen oder getestet, Anm. d. Red.) mit FFP2-Maske. Die Maske wird während des ganzen Gottesdienstes getragen. Es gibt auch eine Verordnung, dass "3G" am Arbeitsplatz selbstverständlich auch für alle Priester, Diakone, Ministranten und so weiter gilt. 

DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass die Impfbereitschaft nachhaltig gesteigert werden könnte?

Wellner: Ich mag nicht zu pessimistisch klingen, ich glaube aber nicht. Ich glaube, man muss wirklich mit Zuckerbrot und Peitsche hier arbeiten. Jetzt war die Androhung der Peitsche so groß, dass die Menschen darauf reagiert haben. Letzten Endes zur Eindämmung der Pandemie ist es eigentlich egal, womit gedroht wird oder was angeboten wird, wenn man damit diese Pandemie in den Griff kriegt.

Österreich war einige Zeit lang Musterschüler und hat dann irgendwie begonnen, sich sehr schlecht zu entwickeln. Ich hoffe, dass wir das jetzt wieder ausgleichen können.

Das Interview führte Julia Reck.


Christoph Wellner / © Radio Klassik Stephansdom
Christoph Wellner / © Radio Klassik Stephansdom
Quelle:
DR