Kloster-Arzt über Chancen und Grenzen von Schnelltests

Für Reihentestung geeignet

In der Benediktinerabtei Münsterschwarzach gab es in den vergangenen Wochen sechs Corona-Fälle unter den Mitbrüdern. Gefunden hat sie der Arzt der Mönchsgemeinschaft, Bruder Ansgar Stüfe. Welche Lehren hat er daraus gezogen?

Corona-Schnelltest / © Fabian Strauch (dpa)
Corona-Schnelltest / © Fabian Strauch ( dpa )

KNA: Schnelltests haben einen schlechten Ruf. Was sind Ihre Erfahrungen nach dem Corona-Ausbruch in der Abtei?

Bruder Ansgar Stüfe: Wir haben erstaunlich gute Erfahrungen mit den Antigen-Schnelltests gemacht. Über diese Testart haben wir sechs Mitbrüder gefunden, die mit Corona infiziert waren. Alle sechs wurden mit dem PCR-Test bestätigt. Damit gab es keine falsch positiven Fälle. Auch war das Ergebnis sofort, nämlich nach zwei Minuten schon sichtbar. Bei den negativen Ergebnissen hat sich herausgestellt, dass zwei Fälle erst negativ waren und dann zwei Tage später positiv wurden. Das entspricht aber den Erfahrungen, dass die Viren sich vermehren und erst ab einer gewissen Virenzahl sichtbar werden.

KNA: Wie kann aus Ihrer Erfahrung ein sinnvolles Zusammenspiel von Schnelltests und PCR-Tests aussehen?

Bruder Ansgar: Der Schnelltest ist bei hoher Viruslast sicher positiv, wenn er ordnungsgemäß angewandt wird. Das heißt, das Untersuchungsstäbchen muss bis an die Rachenwand eingeführt werden. Er eignet sich bei allen Personen, die Erkältungssymptome haben. Bei einem Corona-Ausbruch, wie wir ihn hatten, eignet er sich für eine Reihenuntersuchung. Er ist leicht durchführbar und natürlich viel billiger. Ein PCR-Test kostet 70 Euro, ein Schnelltest zehn Euro.

Wir haben also täglich den Schnelltest eingesetzt, der bei steigender Viruslast positiv anzeigt. Als dann alle Mitbrüder beim Schnelltest negativ waren, haben wir sie danach mit dem PCR-Test untersucht. Bei negativem Test ist der PCR-Test sicherer. Wir haben das zehn Tage nach der Erstinfektion durchgeführt und so feststellen können, dass keine Neuinfektion mehr aufgetreten war.

KNA: Welche Lehren können Verantwortliche in der Pandemie-Bekämpfung aus Ihren Erfahrungen in Münsterschwarzach ziehen?

Bruder Ansgar: Der regelmäßige Einsatz von Schnelltests im Abstand von ein bis zwei Tagen macht vor allem dort Sinn, wo Wohn- und Lebensgemeinschaften betroffen sind. Das gilt für alle Klöster, Altenheime oder Flüchtlingsunterkünfte. Es muss aber sofort mit der Reihentestung begonnen werden. Das ist eben nur mit dem Schnelltest möglich, dessen Ergebnis sofort vorliegt. Wir haben diese Reihenuntersuchung noch am Nachmittag des Karsamstags durchgeführt und sofort einen zweiten Fall gefunden. Dieser hatte keine Symptome und hätte weitere Mitbrüder angesteckt.

KNA: Gibt es im Kloster keine Hygieneregeln?

Bruder Ansgar: Zwar haben wir natürlich auch möglichst strikte Abstandsregeln eingehalten. Aber in größeren Lebensgemeinschaften ist es sehr schwer, diese Regeln rigoros durchzusetzen. In einem kleinen Familienhaushalt genügt es, den Kontrolltest am Ende der Inkubationszeit durchzuführen, in einer Lebensgemeinschaft von vielen Personen aber nicht. Der Zeitfaktor ist sehr wichtig, um ganz am Anfang die positiven Fälle zu erkennen. Zwei Tage spielen dabei eine große Rolle, besonders bei der neuen Variante des Virus.

KNA: Es wird gerade viel über eine Testpflicht für Unternehmen gestritten. Was würden Sie raten?

Bruder Ansgar: Schnelltests bei Gesunden willkürlich vorzunehmen, hat nur begrenzten Wert. Das Problem liegt in unsachgemäßer Durchführung und geringer Effizienz bei einer Anwendung einmal in der Woche. Zudem dürfen negative Tests kein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen. Wir hatten es so gehalten, dass alle Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen mit dem Schnelltest getestet wurden. Das hat sich bewährt. Insgesamt werden sicher ein paar mehr Fälle gefunden. Das bringt diese Maßnahme sicher. Insofern hat diese Maßnahme sicher einen gewissen, aber begrenzten Effekt.

Das Interview führte Christian Wölfel.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema