Kloster-Arzt übt nach Corona-Ausbruch scharfe Kritik an Behörden

"Völlig unzureichend"

Nach einem Corona-Ausbruch in der unterfränkischen Benediktinerabtei Münsterschwarzach wird aus dem Kloster scharfe Kritik an den Behörden laut. Die Mönchsgemeinschaft sei ganz auf sich alleine gestellt gewesen.

Abtei Münsterschwarzach / © Harald Oppitz (KNA)
Abtei Münsterschwarzach / © Harald Oppitz ( KNA )

So heißt es in einem am Samstag auf der Internetseite des Klosters veröffentlichten Textes von Konvent-Arzt Bruder Ansgar Stüfe. "Alle Empfehlungen, die es offiziell dazu gibt, sind völlig unzureichend." Das zuständige Landratsamt Kitzingen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Stüfe prangerte auch die Verweigerung der Impfung für den gesamten Konvent, in dem viele alte Mönche leben, an. Klöster in anderen bayerischen Landkreisen seien dagegen bereits komplett durchgeimpft. Die Maßnahmen der Regierung seit Beginn der Pandemie bezeichnete der Arzt als "eher hemmend" in Bezug auf die Vorbeugung der Krankheit.

Nach Infektion umfassende Sofortmaßnahmen

Im konkreten Fall des Ausbruchs habe er via Antigen-Schnelltests den ersten Fall sofort identifiziert. Es folgte eine Reihentestung des gesamten Konvents. Dabei sei ein weiterer Infizierter entdeckt worden, berichtet Stüfe. Daraufhin habe die Mönchsgemeinschaft alle Gottesdienste abgesagt, sich in Selbstisolation begeben und die positiv getesteten Mitbrüder im derzeit geschlossenen Gästehaus isoliert.

Weitere, zunächst tägliche Schnelltests, hätten vier weitere Fälle erkennen lassen. Alle seien durch PCR-Tests bestätigt worden. Zwei Mitbrüder seien ohne Symptome gewesen. "Diese hätten wir ohne Testung gar nicht entdeckt", so der Arzt. Das zuständige Gesundheitsamt Kitzingen dagegen habe dem Konvent den PCR-Test erst für den Zeitpunkt nach zehn Tagen angeboten, um die Gesamtzahl festzustellen. "Hätten wir nichts anderes gemacht, wären sehr viel mehr Mitbrüder erkrankt."

Schon früh habe die Abtei begonnen, Mitbrüder und Mitarbeitende bei Erkältungssymptomen zu testen. Stüfe kritisierte, dass in den Empfehlungen der Regierung bei einem Gruppenausbruch die Antigen-Tests gar keine Rolle spielten. "Aber nur so konnten die Fälle rechtzeitig erkannt werden, bevor andere angesteckt wurden." Dies sei auch mit Blick auf die vielen weltlichen Mitarbeiter des Klosters und die Kunden der Werkstätten nicht unerheblich.


Quelle:
KNA
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