Benediktinerabtei Andechs leidet unter Corona-Beschränkungen

"Für uns ist es eine schwierige Zeit"

Die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs leidet unter dem Dauerlockdown. Auch im April rechnet Sprecher Martin Glaab nicht mit Erleichterungen. Trotzdem kommt das Kloster über die Runden.

Blick auf das Kloster Andechs / © Video Media Studio Europe (shutterstock)
Blick auf das Kloster Andechs / © Video Media Studio Europe ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie sieht es bei Ihnen aus, ist der Schnee der vergangenen Tage bei Ihnen liegen geblieben?

Martin Glaab (Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs): Vor unserer Klosterpforte nimmt der Schnee jetzt langsam ab. Aber wir hatten jetzt die letzten drei Tage wirklich mehr Schnee als genug. Das war schon für einen April und selbst bei 750 Metern über dem Meeresspiegel für diese Jahreszeit dann doch erstaunlich.

DOMRADIO.DE: Jetzt wird dieser Aprilschnee in absehbarer Zeit geschmolzen sein. Normalerweise würden Besucherscharen ihre Außengastronomie stürmen. Wären Sie denn mit Hygienekonzepten gerüstet?

Glaab: Wir waren ja schon seit der Wiedereröffnung der Gastronomie im Mai letzten Jahres mit einem Hygienekonzept am Start und das hat ja auch überregional Wellen geschlagen, weil wir ja unsere Gäste gebeten haben, sich tatsächlich auszuweisen, zu dokumentieren. Damit wollten wir sicherstellen, dass die Angaben auf den Kontaktbögen tatsächlich korrekt sind. Das hat für viel Sicherheit hier gesorgt und auch für großes Verständnis. Diese Hygienekonzepte haben wir nach wie vor in der Schublade und sind demnach auch gerüstet. Wir gehen aber davon aus, dass es im April jetzt erst einmal nichts mehr wird.

DOMRADIO.DE: Seit November sind ja die Restaurants geschlossen. Die Gastronomiebranche reagiert mit viel Unverständnis. Schließen Sie sich da an?

Glaab: Ich glaube, es braucht da eine differenzierte Betrachtungsweise: Das ist etwas, was uns natürlich weh tut, wenn man hier bei schönem Wetter auf eine Bräustüberl-Terrasse herunter schaut, die einfach leer ist. Das ist etwas, woran wir uns noch immer nicht gewöhnen können. Das ist auch für viele eine Existenzfrage. Für uns ist es tatsächlich auch eine schwierige Zeit. Was man allerdings bedenken muss, ist auch, dass Gastronomie immer Mobilität nach sich zieht, die außerhalb der Gastronomie stattfindet. Und das gegeneinander abzuwägen ist sicherlich nicht einfach. 

DOMRADIO.DE: Sehr beliebt, weit über die Grenzen Bayerns, ist ja Ihr selbst gebrautes Klosterbier, was ja auch wirklich nur in Andechs abgefüllt wird. Wie sieht es da aktuell mit dem Absatz aus?

Glaab: Wir sind ja eine komplett konzernunabhängige mittelständische Klosterbrauerei, wir gehören nur uns selber. Wir haben natürlich durch die Schließung der Gastronomie gerade im Fassbierbereich einen nahezu vollständigen Einbruch. Das ist nicht wegzureden. Wir können durch einen verstärkten Flaschenbier-Absatz einen guten Teil davon auffangen. Aber das sind tatsächlich keine einfachen Zeiten. Der Biermarkt war vorher schon nicht einfach und ist gerade für mittelständische Brauereien, die eben keinen größeren Konzernhintergrund haben, in diesen Tagen eine echte Herausforderung. Wir freuen uns über jeden, der in diesen schwierigen Zeiten bei mittelständischen Erzeugern kauft.

DOMRADIO.DE: Ihre Wirtschaftsbetriebe finanzieren unter anderem das soziale Engagement der Abtei München und Andechs. Geht das noch lange so gut unter dem Lockdown oder trocknen sie jetzt so langsam finanziell aus?

Glaab: Von finanzieller Austrocknung kann nicht die Rede sein. Wir können durchaus gerade das Sozialengagement in unserer Obdachlosenarbeit nach wie vor in vollem Umfang aufrechterhalten. Das ist möglich, in Zusammenarbeit mit vielen Partnern, Spendern, Zuschussgebern, die uns in unserem über 25-jährigen Engagement für Menschen ohne Obdach in München unterstützen. Und gerade in diesen Zeiten merken wir, wie stark die Verbindung im letzten Vierteljahrhundert geworden ist, wie sehr die Menschen, die selber Einschränkung erfahren, dann auch an die denken, die es nochmal wesentlich härter trifft in dieser Krise. Und das ist für uns eigentlich ein Zeichen, das uns sehr hoffnungsvoll stimmt. Solidarität ist nicht nur irgendeine Sonntagsrede, sondern wir erleben das tagtäglich, dass das tatsächlich funktioniert.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema