Theologin Bahr fordert Wartelisten für übrig gebliebene Impfdosen

"Organisationsversagen"

Die evangelische Theologin und Ethik-Expertin Petra Bahr hat Wartelisten für Menschen gefordert, die übrig gebliebene Corona-Impfdosen erhalten sollen. Dazu könnten Personengruppen mit einem hohen Infektionsrisiko gehören, sagte Bahr.

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca / © Sven Hoppe (dpa)
Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca / © Sven Hoppe ( dpa )

Infrage kämen etwa Sozialarbeiter, die mit Obdachlosen arbeiteten, Beschäftigte in der Jugendhilfe oder Polizistinnen und Polizisten. Auch jüngere Menschen mit Vorerkrankungen oder schweren körperlichen Beeinträchtigungen könnten auf solchen Listen stehen, so Bahr am Dienstagabend in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz".

Macht und Einfluss hingegen dürften nicht dazu führen, dass Menschen beim Impfen einen Vorteil hätten, betonte Bahr. "Das schädigt das Vertrauen sowohl in die Impfkampagne als auch in das politische System." Bahr ist Regionalbischöfin in Hannover und Mitglied des Deutschen Ethikrats. "Die Kraftanstrengungen, mehr und schneller zu impfen, müssen deutlich zunehmen", mahnte sie.

Organisatoren waren offenbar nicht vorbereitet

Dass es vielerorts keine Wartelisten für überzählige Impfdosen gebe, sei ein "Organisationsversagen", kritisierte die Theologin. "Wir haben in Deutschland normalerweise für alles Wartelisten." 

Aber in diesem Fall seien die Organisatoren offenbar nicht vorbereitet. Als positives Beispiel nannte Bahr ein Projekt der Stadt Duisburg, bei dem Interessenten aus hohen Priorisierungsgruppen per SMS ein spontanes Impfangebot gemacht werde, wenn sie innerhalb weniger Minuten zum Impfen kommen könnten.


Quelle:
epd