Essener Generalvikar nach Corona auf dem Weg der Besserung

"Das war schon sehr unheimlich auf einmal"

Seit vergangener Woche ist der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer an Covid-19 erkrankt. In Quarantäne erholt er sich gerade von heftigen Symptomen, weiß aber, dass es in der zweiten Woche noch zu einem Rückfall kommen kann.

Klaus Pfeffer / © Fabian Strauch (dpa)
Klaus Pfeffer / © Fabian Strauch ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind auf dem Weg der Besserung? Sonst würden wir nicht miteinander sprechen.

Klaus Pfeffer (Generalvikar des Bistums Essen): Ja, genau. Ich habe das Gefühl, dass ich über den Berg bin. Seit dem Wochenende lassen die Symptome auch deutlich nach. Ich bin noch ein bisschen schlapp und müde, aber ich bin einfach froh, das Gefühl zu haben, es geht wieder aufwärts.

DOMRADIO.DE: Waren es bei Ihnen auch die Symptome, dass sie nichts geschmeckt und nichts gerochen haben?

Pfeffer: Ja, dass ich nichts gerochen habe. Das ist bislang auch noch so. Gestern hatte ich mal so eine vorsichtige Ahnung, wieder etwas riechen zu können. Heute Morgen ist es wieder weg. Das hatte mich am zweiten, dritten Tag der Symptome ereilt.

Das war schon sehr unheimlich auf einmal, nichts, wirklich gar nichts mehr riechen zu können, weil man plötzlich merkt, wie kostbar dieses Sinnesorgan ist, was wir so selbstverständlich zur Kenntnis nehmen.

DOMRADIO.DE: Sie haben seit Monaten mit den Auswirkungen der Pandemie in Ihrem Bistum zu tun, müssen Corona-Verordnungen umsetzen. Wie verändert es die Sicht auf die Krankheit, wenn man dann selber betroffen ist?

Pfeffer: Sehr. Auch bei einem Generalvikar ist es so, dass er diesen menschlichen Reflex hat, dass es ihn schon nicht treffen, sondern die Unglücke immer die Anderen treffen wird. So etwas haben wir irgendwie ja manchmal so in uns. Das ist vielleicht auch ganz wichtig, damit man nicht in Panik gerät. Aber wenn es einen dann doch erwischt, merkt man, wie real dieses Virus ist und wie gefährlich es auch ist.

Ich hatte jetzt nicht einen wirklich schweren Verlauf, aber die Symptomatik, die ich hatte, die war schon heftig genug. Es ist wie so eine sehr starke Erkältung, aber doch irgendwie anders. Sie spüren, da ist etwas in ihrem Körper, das ist nicht ganz ungefährlich. Es drückt auf den Atemwegen, wenn der Geruchssinn ausfällt. Das ist so eigenartig. Und mein Arzt hat mich auch sehr zur Wachsamkeit angehalten und mich davor gewarnt, dass gerade am Beginn der zweiten Woche manchmal noch ein Rückfall kommen kann.

Also das ergibt dann schon einen großen Respekt vor diesem Virus.

DOMRADIO.DE: Schwingt da auch ein Schamgefühl mit, dass man sich möglicherweise nicht geschützt hat oder anderen Menschen zu nahe gekommen ist?

Pfeffer: Schamgefühl würde ich das nicht nennen. Es ist so ein Schrecken und so eine Angst davor: Wo habe ich vielleicht doch einen Fehler gemacht? Wo war ich vielleicht doch zu nachlässig? Da habe ich natürlich auch viel gegrübelt. Aber das ist einfach schwer herauszufinden. Und es hilft auch nicht, sich dann hinterher Vorwürfe zu machen, ob man an der einen oder anderen Stelle vielleicht jemandem doch zu nahe gekommen ist. Damit macht man sich auch nur verrückt.

Ich achte sehr darauf, Maske zu tragen, Abstand zu halten, zu lüften. Aber ich weiß auch, dass man eine Infektion nicht zu 100 Prozent ausschließen kann. In den letzten Monaten sind die Infektionszahlen gerade hier im Ruhrgebiet ja deutlich angestiegen und jeder kennt jemanden, der infiziert ist und das rückt einfach näher.

Dann ist es irgendwann auch nur eine Frage der Zeit, wenn es einen dann doch erwischt, weil man immer auch noch beruflich bedingt doch eine ganze Reihe an Kontakten hat.

DOMRADIO.DE: Wie wird es für das Generalvikariat und alle anderen kirchlichen Einrichtungen, für die Sie von Beginn an auf strenge Hygienekonzepte und auf Homeoffice gesetzt haben, weitergehen?

Pfeffer: Durch meine Infektion ist viel Aufregung ausgelöst worden. Auch bei uns im Generalvikariat war natürlich sofort die Frage, wo diese Infektion herkommt. Hat der Generalvikar jetzt noch viele andere angesteckt? Wir haben sofort alle informiert, die mit mir in einem näheren Kontakt waren, das Homeoffice verstärkt. Viele haben sich nochmal testen lassen.

Das ist jetzt auch ein kleiner Warnschuss, der deutlich macht: Es macht auch vor unseren Türen nicht halt. Und es ist wirklich höchste Vorsicht angeraten. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Bistum Essen

Das Bistum Essen ist eines der jüngsten und kleinsten unter den 27 römisch-katholischen Bistümern in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es mit 1.877 Quadratkilometern und knapp 680.000 Mitgliedern das kleinste Bistum.

Es wurde am 1. Januar 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn errichtet; damals zählte die Diözese noch rund 1,5 Millionen Mitglieder.

Blick auf den Essener Dom / © frantic00 (shutterstock)
Quelle:
DR