Schauspieler Ralf Möller zum Schwarzenegger-Video gegen Trump

Es trifft den "Nagel genau auf den Kopf"

Der Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger sorgte mit einem Video gegen US-Präsident Donald Trump in den Sozialen Medien für Aufsehen. Schauspielerkollege Ralf Möller kennt Schwarzenegger schon viele Jahre und schätzt die Situation ein.

Arnold Schwarzenegger im Video mit Appell an Amerikaner / © Frank Fastner/Schwarzenegger/AP (dpa)
Arnold Schwarzenegger im Video mit Appell an Amerikaner / © Frank Fastner/Schwarzenegger/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: In einem emotionalen und persönlichen Video hat Arnold Schwarzenegger mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus abgerechnet. Den Angriff auf das Kapitol verglich er sogar mit dem Novemberpogrom von 1938. Dieses Video wurde in wenigen Stunden millionenfach gesehen. Wie ist denn das Video bei Ihnen angekommen?

Ralf Möller (Schauspieler): Ich habe es schon etwas eher gesehen. Arnold hatte es mir schon zukommen lassen. Wir telefonieren oft und kennen uns mittlerweile schon 38 Jahre. Die erste Corona-Welle haben wir zusammen erlebt und wir tauschen uns auch öfter aus. Die Rede in dem Video war eine sehr emotionale und historische Rede, die mittlerweile, glaube ich, schon über 100 Millionen Mal weltweit gesehen wurde.

Sie trifft den Nagel genau auf den Kopf, man fühlt sich genau so. Auch der Vergleich mit dem Novemberprogrom von 1938, der auch übrigens an einem Mittwoch stattgefunden hatte, ist sehr treffend. Es ist wirklich schlimm.

DOMRADIO.DE: Sie kennen Arnold Schwarzenegger persönlich. Wie viel Sorge um die Demokratie steckt bei ihm dahinter, gerade wenn er sagt, dass die Demokratie standhalten werde? Das klingt ja fast nach Beschwörung.

Möller: Arnold Schwarzenegger war in seiner Zeit als Gouverneur sehr erfolgreich, aber auch deshalb, weil er beide Parteien - die republikanische, der er angehört, als auch die demokratische Partei - immer zusammenführte. Er ist also im Grunde der perfekte Mann, der als Außenminister agieren könnte. Er liebt Freiheit über alles, Demokratie ist im wichtig und dass jeder auch seine Meinung sagen kann.

In Amerika und gerade auch in Kalifornien werden viele Sachen immer wieder auch demokratisch abgestimmt durch die 36 Millionen Bewohner von Kalifornien und darüber hinaus. Das ist nicht immer so wie hier, dass nachdem wir unsere Vertreter gewählt haben, diese dann wiederum, ohne uns zu fragen, vieles durchsetzen. In Amerika ist das etwas anders, besonders in Kalifornien. Dort finden immer große demokratische Abstimmungen statt.

DOMRADIO.DE: Schwarzenegger ist Republikaner, er ist aber sehr vernetzt. Er ist in Kontakt mit Republikanern und mit Demokraten. Wenn man so ein Video sieht, da fragt man sich, ob er etwas weiß, was wir nicht wissen? Kann dieser amtierende Präsident Donald Trump noch gefährlich werden?

Möller: Trump ist immer unberechenbar und er hat natürlich noch die Macht. Das Impeachment-Verfahren ist erstmal beantragt und ob es durchkommt, weiß man nicht. Sie haben es ja damals schon versucht, da hat es nicht geklappt und jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit. Es ist natürlich eine extrem gefährliche Sache, was er da gemacht und organisiert hat. Es ist ganz klar, dass er dahinter steckt. Auch dass nicht genügend Sicherheitsleute da waren, lässt das Ganze nach einer Verschwörung aussehen.

Solange Trump Präsident ist und zu allem noch etwas zu sagen hat, ist er immer noch einer der mächtigsten Menschen der Welt und von daher natürlich auch gefährlich. Es wurden jetzt immer noch unter anderem Demonstrationen angekündigt. Ich kann mir vorstellen, dass da noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Wir können nur hoffen, dass jetzt durch diese Aktion, die Trump heraufbeschworen hat, alle wach geworden sind.

DOMRADIO.DE: Sie sind ja selber normalerweise ständig in den USA. Wie dramatisch bekommen Sie die Stimmung auf der Straße mit?

Möller: Ich bin jetzt schon einige Monate hier in Deutschland und in Europa unterwegs. Ich habe hier noch ein Haus in Recklinghausen. Mein Vater ist 91 und meine Mutter ist 84. Ich kümmere mich jetzt gerade darum, dass sie schnellstmöglichst geimpft werden, was ja wieder ein anderes Thema ist. Es ist ja auch ein ganz katastrophaler Zustand. Anstatt im August und September den Impfstoff schon zu bestellen, haben wir uns jetzt alle in einem Verbund zusammengetan. Ich glaube, dass das jedes Land hätte selbst machen sollen, weil die Ansprüche unterschiedlich sind.

Natürlich trifft uns alle das gleiche Thema, aber wir haben zum Beispiel fast neun Millionen Menschen, die zwischen 80 und 90 Jahre alt sind und dazu kommen die Helfer und Ärzte. Da hat man absolut versagt und es ist kein Ende abzusehen. Wir werden wahrscheinlich bis zum Sommer noch damit zu tun haben.

Dann haben wir auf der anderen Seite diejenigen, die wiederum sagen, dass sie nicht geimpft werden wollen. Wenn das der Fall ist, werden wir dann auch im Herbst und im Winter wieder das Gleiche haben und es wird wieder nach oben gehen.

Wir müssen auch 2021 mit dem Virus leben, aber wir müssen jetzt stabil sein und versuchen, uns wirklich an die Regeln zu halten, was ja teilweise immer noch nicht passiert.

DOMRADIO.DE: Die Corona- Pandemie beschäftigt Sie auch hier. In den USA ist sie auch Grund für die explosive Stimmung. Sie befürchten ja selber auch tausende Tote. Aber ich höre heraus, dass Sie auch hier nicht zufrieden damit sind, wie das organisiert wird.

Möller: Absolut nicht, hier ist es schlecht organisiert worden. Mit Biontech haben wir in Deutschland auch eine Firma, die das mitentwickelt hat, gemeinsam mit Pfitzer und so weiter. Natürlich soll man auch an andere denken, ganz klar. Wir sind eine europäische Gemeinschaft. Aber die Europäer haben ganz billig eingekauft, deshalb sind wir jetzt als Letzter dran, besonders Deutschland. Die Amerikaner, Israel und alle anderen Länder haben schon im August und September bestellt. Auch wenn jetzt, sagen wir mal, einige Impfstoffe nicht funktioniert hätten, dann hätten sie diese nicht genommen, aber sie hätten das Geld herausgegeben.

Bei uns wurde am falschen Ende gespart und es war vor allen Dingen nicht organisiert. Das kann man auch von einem Bankkaufmann nicht erwarten. Dieses Problem gab es in den politischen Positionen schon öfter. Da wird auf einmal jemand Verteidigungsminister und hat nie mit Militär zu tun gehabt. Das sind dann Milliarden an Verlust. Das ist in der Industrie ja gar nicht machbar. Spahn konnte es nicht wissen, denn er hat einen anderen Backround.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Schauspieler Ralf Moeller / © Patrick Seeger (dpa)
Schauspieler Ralf Moeller / © Patrick Seeger ( dpa )

Demonstrant schwenkt die US-Flagge im Inneren des US-Kapitols / © Miguel Juarez Lugo (dpa)
Demonstrant schwenkt die US-Flagge im Inneren des US-Kapitols / © Miguel Juarez Lugo ( dpa )

Ein Demonstrant schreit im Inneren des US-Kapitols / © Andrew Harnik/AP (dpa)
Ein Demonstrant schreit im Inneren des US-Kapitols / © Andrew Harnik/AP ( dpa )
Quelle:
DR