Zulehner fordert Hinwendung der Kirche zu "Pandemie-Verlierern"

Spirituelle Dienstleistungskirche

11.000 Reaktionen hat der Theologe Paul Zulehner auf eine Online-Umfrage in zehn Sprachen bekommen. Das Ergebnis: Die Menschen wünschen sich vor allem mehr sozialen Einsatz in der Pandemie.

Symbolbild Umfrage / © Tero Vesalainen (shutterstock)

Die Kirche sollte sich nach Einschätzung des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner stärker an die "Verlierer" der Corona-Pandemie wenden. Viele Menschen wünschten sich von der Kirche ein stärkeres Engagement für arbeitslos Gewordene, Alleinerziehende, Einsame, vor dem Ruin stehende Kleinunternehmen oder Flüchtlinge, sagte Zulehner der Presseagentur kathpress am Freitag. Es gehe darum, den Menschen dabei zu helfen, "in Angst bestehen zu können".

Zulehner bezog sich auf erste Ergebnisse einer von ihm durchgeführten Online-Umfrage zur Pandemie. Im Juli hatte er einen Fragebogen in zehn Sprachen ins Netz gestellt und nach eigenen Angaben über 11.000 auswertbare Reaktionen erhalten. Sein Buch "Bange Zuversicht. Was Menschen in der Corona-Krise bewegt" soll im Januar erscheinen.

"Hybride Kirchengemeinschaften"

Es brauche eine Auseinandersetzung mit der Verwundbarkeit, mit Tod und Sterben, so Zulehner weiter. Zugleich müsse Hoffnung vermittelt werden. Eine "spirituelle Kirche" werde dringend benötigt, betonte der Theologe. Zudem müsse stärker auf "hybride Kirchengemeinschaften" gesetzt werden, die einerseits auf Beteiligung setzten, sich aber andererseits auch als "Dienstleistungskirche" verstünden.

Dies gelte über die Pandemie-Zeiten hinaus: Durch die Digitalisierung komme eine "neue soziale Frage" auf die Gesellschaft zu, die gerechte Antworten erfordere - gerade auch vor der anstehenden "Herkulesaufgabe" einer Ökologisierung der Ökonomie.


Paul Zulehner, Pastoraltheologe / © Lukas Ilgner (KNA)
Paul Zulehner, Pastoraltheologe / © Lukas Ilgner ( KNA )
Quelle:
KNA