Franziskaner über die Quarantäne im Kloster von Assisi

"Im Moment sind wir alle eingeschlossen"

Insgesamt 18 Franziskanerbrüder sind in Assisi positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Erreger wurde wohl von Besuchern in Kloster gebracht. Wie geht die Gemeinschaft jetzt mit der Lage um – und was bedeutet das für die Pilgerseelsorge? 

Franziskaner im Gebet / © Andrea Krogmann (KNA)
Franziskaner im Gebet / © Andrea Krogmann ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie geht es den Infizierten heute?

Bruder Thomas Freidel OFM Conv. (Diakon und Pilgerseelsorger in Assisi): Es geht den Mitbrüdern eigentlich nicht schlecht. Sie sind positiv getestet, aber es fühlt sich niemand von ihnen schwer krank. Der Test war aber positiv und deswegen sind sie jetzt in Isolation, werden ärztlich versorgt, überwacht und betreut.

DOMRADIO.DE: Wissen Sie schon, wie das Virus in das Kloster gelangen konnte?

Bruder Thomas: Wir waren die ganze Zeit sehr zuversichtlich, dass wir die Dinge gut über die Bühne bekommen. Wir haben uns streng an alle Regeln gehalten: mit Abstand, Desinfektion und mit allem.

Aber es muss so gewesen sein, dass unsere Novizen Besucher zur Feier der Einkleidung bekommen haben. Da kommen einige aus Frankreich und die Eltern waren teilweise auch da. Über diese Linie muss es wohl gelaufen sein. Die wurden nach ihrer Rückkehr in der Heimat positiv getestet und daraufhin hat man dann auch hier vor allem die Novizen getestet.

Unsere Novizen leben in einem etwas separaten Bereich im Haus und sind nicht immer mit uns zusammen. Deswegen hat es sich auf diese Gruppe konzentriert. Das ist jetzt eben so passiert und wir warten ab.

Im Moment sind wir alle eingeschlossen hier im Haus. Die Basilika ist geöffnet. Die seelsorgerischen Dienste übernehmen Mitbrüder aus den Nachbarklöstern. Aber es werden praktisch jeden Tag neue Entscheidungen getroffen. Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie es am Wochenende, am Samstag, an Maria Himmelfahrt mit den Gottesdiensten sein wird. Das wissen wir jetzt noch nicht.

DOMRADIO.DE: Die Vorsichtsmaßnahmen greifen jetzt: 18 Mitbrüder sind in Isolation. Was bedeutet das für das Leben im Kloster weiterhin?

Bruder Thomas: Wir machen jetzt so weiter wie bisher: mit allen Vorschriften, mit dem Abstand, auch in unserem Speisesaal. Wir negativ getesteten Mitbrüder dürfen schon noch zusammen essen. Die anderen werden in ihren Zimmern versorgt. Jetzt warten wir mal ab, ob es über die übliche Quarantänezeit hinaus noch so bleibt. Das wissen wir jetzt noch nicht.

DOMRADIO.DE: Besteht die Gefahr, dass sich auch Pilger angesteckt haben könnten?

Bruder Thomas: Eigentlich nicht, weil wir, die wir in den letzten Tagen und Wochen mit Leuten zu tun hatten, negativ getestet worden sind. Deswegen vermute ich nicht, dass da auch Pilger betroffen sind.

DOMRADIO.DE: Sie arbeiten auch in der Pilgerseelsorge. Wie sieht es jetzt mit dieser Arbeit konkret aus?

Bruder Thomas: Im Moment fällt alles aus. Ich musste auch ein paar Führungen für kleinere Gruppen absagen. Wir können im Moment nichts machen. Es ist jetzt alles stillgelegt. Nur die Kirche ist für diejenigen, die kommen, geöffnet. Es ist eine Präsenz da, von Mitbrüdern aus den Nachbarklöstern, von unseren angestellten Mitarbeitern und einigen freiwilligen Helfern. Die halten jetzt den Betrieb aufrecht. Aber wir selbst sind ganz zurückgezogen und haben keinen Kontakt zu außenstehenden Personen.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel (privat)
Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel ( privat )

Die Basilica San Francesco in Assisi / © Gerlinde Pfirsching (KNA)
Die Basilica San Francesco in Assisi / © Gerlinde Pfirsching ( KNA )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema