Paulushaus in Jerusalem ruft zu Spenden auf

Rückkehr zum Normalbetrieb nicht absehbar

Statt ausgebucht, wie um diese Jahreszeit seit Jahren üblich, ist das Jerusalemer Paulushaus für Heilig-Land-Pilger auf unbestimmte Zeit geschlossen. Ein Sozialfonds soll Mitarbeitern in Schwierigkeiten helfen.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Außenansicht des Paulushauses in Jerusalem  / © Andrea Krogmann (KNA)
Außenansicht des Paulushauses in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Während Europa vorsichtig seine Grenzen wieder öffnet, warnen Politiker in Israel vor einer zweiten Corona-Welle. Wann die ersten Pilger wieder ins Heilige Land zurückkehren können, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht absehbar, sagt der Leiter des Paulushauses, der Trierer Diözesanpriester Stephan Wahl, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Für das Ostjerusalemer Pilgerhaus wie für seine anderen Gästehäuser, die von ausländischen Besuchern abhängen, lancierte der Träger "Deutscher Verein vom Heiligen Lande" (DVHL) inzwischen einen Spendenaufruf. Die Gelder sollen in einen Sozialfonds des Hauses für Mitarbeiter in finanzieller Not fließen.

Coronabedingter Ausnahmezustand

Seit Mitte März herrscht im Paulushaus coronabedingter Ausnahmezustand: Statt ausgebucht, wie um diese Jahreszeit seit Jahren üblich, ist das Haus auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die deutschen Freiwilligen wurden nach Deutschland zurückbeordert, das Haus ist für seine gewohnte Klientel unerreichbar.

Für die Einrichtung und ihre Mitarbeiter bleibe die Lage äußerst angespannt, so der Aufruf des DVHL, der durch Covid-19 massive finanzielle Einbußen erlitten hat. Mit der Heilig-Land-Kollekte in der Kar- und Osterwoche ist die wichtigste Einnahmequelle zunächst weggefallen.

Eine Online-Kampagne erzielte nur einen Bruchteil der durchschnittlichen Summe der vergangenen Jahre.

Besonders schwierig ist die Lage für jene Angestellten, die weder über eine Jerusalemer Identitätskarte noch über einen israelischen Pass verfügen. Während letztere durch Sozialversicherungsleistungen einen Teil ihres Einkommens abdecken könnten, seien Angestellte aus den palästinensischen Gebieten von solchen staatlichen Hilfen ausgeschlossen. Sie erhalten eine Unterstützung aus dem Haus, so Hausleiter Stephan Wahl.

Veränderungen auch im Nach-Corona-Alltag

Seit die Checkpoints für die palästinensischen Angestellten seit rund einer Woche wieder passierbar sind, sind sie mit rund 50-prozentigem Einsatz dabei, "das Haus in Ordnung zu halten". Mit einem erneuten Anstieg von Corona-Infektionen, sagt Wahl, könne sich das aber möglicherweise schnell wieder ändern. Doch auch wenn das Haus trotz Corona instandgehalten werden kann: "Die Wiederaufnahme des Betriebs hängt von äußeren Faktoren ab, vor allem von der Lockerung der Einreisebeschränkungen", so Wahl.

Auf Veränderungen im Pilgerhausalltag stellt man sich auch für Nach-Corona ein: "Die Abstandsregeln werden auch die Abläufe im Haus verändern. Schon jetzt checken wir die Temperatur der ankommenden wenigen Mitarbeiter. Die Zahl der Gäste an einem Tisch im Speisesaal wird reduziert werden, die Essensausgabe wird sich verändern, um nur einige wenige Beispiele zu nennen."

Die Existenzen der durch die Pandemie bedrängten Angestellten zu sichern, sei gleichzeitig ein Beitrag für "friedliche Perspektiven im Heiligen Land", schreibt der DVHL. Paulushaus-Leiter Stephan Wahl versucht unterdessen mit medialen Aktivitäten, "Brücken nach Deutschland zu schlagen". Täglich macht er sich auf zu einem "Fürbittgang zur Grabeskirche". Mit dabei: Gebete und Fürbitten, die ihm über die eigens angelegte E-Mail-Adresse jerusalemgebet@gmail.com zugeschickt werden.


Quelle:
KNA