Erfahrungen mit Corona-Gottesdiensten in Düsseldorf

"Wir sind nicht überrannt worden“

Platzkarten, Abstand und Mundschutz. Inzwischen gibt es zwar eine gewisse Routine bei Gottesdiensten während der Corona-Pandemie, doch die Gläubigen nehmen das Angebot weniger wahr als zunächst erwartet.

Gottesdienstbesucherin mit Mundschutz und Rosenkranz / © Harald Oppitz (KNA)
Gottesdienstbesucherin mit Mundschutz und Rosenkranz / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie ist die Situation für die Gottesdienstbesucher in Düsseldorf?

Pfarrer Frank Heidkamp (Designierter Düsseldorfer Stadtdechant): In Düsseldorf, und ich denke im gesamten Erzbistum Köln, gibt es unterschiedliche Systeme. Das eine ist ein Ticketsystem, wo man sich vorher im Internet eine Karte reservieren kann und die dann mitbringt.

 Priester Frank Heidkamp bei der Ostermesse im April 2020 / © Theo Barth (KNA)
Priester Frank Heidkamp bei der Ostermesse im April 2020 / © Theo Barth ( KNA )

Andere Gemeinden machen es so, dass man kommen kann, und die Menschen, die kommen, sich in Listen eintragen. Diese werden für vier Wochen aufbewahrt.

DOMRADIO.DE:  Warten denn viele jetzt noch, bis sich der Gottesdienstbesuch normalisiert hat?

Heidkamp: Ich würde sagen, im größten Teil der Kirchengemeinden sind noch Plätze frei. Wir sind da selber erstaunt. Wir sind also nicht überrannt worden, sondern die Leute überlegen sich sehr genau, ob sie kommen oder nicht. Aber es ist natürlich sinnvoller, damit man fest und sicher einen Platz bekommt, sich vorher zu melden.

DOMRADIO.DE: Also nicht wie in der Marktwirtschaft – wenn ein Gut knapp wird, steigt die Nachfrage?

Heidkamp: Erstaunlicherweise nicht. Ich persönlich hatte fest damit gerechnet, dass wir an den ersten Wochenenden überrannt werden. Das war für einzelne Heilige Messen der Fall, aber für die große Menge der Kirchen nicht.

DOMRADIO.DE: Denken Sie, dass diese Beschränkungen Einfluss haben werden auf das langfristige Verhalten der Gläubigen?

Heidkamp: Viele sagen mir, dass sie aus Angst nicht kommen. Oder, weil die Art und Weise, wie die Messe gefeiert wird, also mit Mundschutz und Abstand, nicht der Messe entspricht, die sie sonst feiern. Deshalb kommen viele erst gar nicht.

Wenn sich das natürlich festsetzen würde, wäre das sehr bedauerlich. Da ist aber noch kein Trend zu entdecken.

DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie denn allgemein die Kirche in der Corona-Krise? Es gibt ja zum Beispiel viele digitale Angebote, die vorher gar nicht da waren.

Heidkamp: Also die Kreativität der einzelnen Kirchengemeinden ist schon faszinierend. Was da alles entstanden ist - gerade auch mit den neuen Medien. Das ist toll. Man muss schauen, was davon letztendlich übrig bleibt.

Ich denke, gestreamte Gottesdienste wird es auch in Zukunft häufiger geben. Videokonferenzen von Pastoralteams oder sonstigen Gremien könnte ich mir auch vorstellen. Das wäre natürlich unter dem Schöpfungsgedanken gar nicht so schlecht. Aber man kann es im Moment wirklich noch nicht sagen. Man muss abwarten.

Das Gespräch führte Verena Tröster.

Fragen und Antworten zu Gottesdiensten in der Corona-Krise

Das Verbot von Zusammenkünften in Kirchen, Moscheen und Synagogen ist Bestandteil von Leitlinien, auf die sich Bund und Länder am 16. März geeinigt hatten. Bereits an dem Wochenende zuvor hatte es in den meisten Bistümern und Landeskirchen keine Gottesdienste mehr gegeben. Begräbnisse und Trauerfeiern sind nur in einem sehr kleinen Kreis zugelassen.

Coronabedingt nur wenige Besucher im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Coronabedingt nur wenige Besucher im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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