Wie das Bistum Limburg mit Corona-Fällen in der Nähe umgeht

Kein Grund zur Panik

Über 100 Menschen haben sich nach einem Gottesdienst in einer Frankfurter Baptistengemeinde mit dem Coronavirus infiziert. Hygieneregeln wurden beachtet, auf den Mundschutz wurde aber verzichtet. Sieht man im Bistum Limburg nun Handlungsbedarf?

Einzelne Gottesdienstteilnehmerin / © Corinne Simon (KNA)
Einzelne Gottesdienstteilnehmerin / © Corinne Simon ( KNA )

DOMRADIO.DE: Werden Sie wegen des Corona-Ausbruchs in der Frankfurter Baptistengemeinde Ihre Hygienemaßnahmen nochmals überdenken?

Stephan Schnelle (Pressesprecher des Bistums Limburg): Wir haben ein großes Konzept mit 57 Punkten entwickelt. Wir halten die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen für tragfähig, auch nach den Ereignissen jetzt in Frankfurt. Wir betrachten das natürlich mit Sorge, was da passiert ist, haben aber keine Panik. Ich glaube, wir haben einen sehr verantwortlichen Umgang mit der Situation vonseiten der Pfarrer und auch von den Gläubigen in unseren Pfarreien. Das ist auch das, was wir erleben und rückgemeldet bekommen.

Sie wissen, dass sie beim Betreten und beim Rausgehen aus der Kirche Mund- und Nasenschutz tragen. Sie wissen, wie sie mit Desinfektionsmittel umgehen sollen und wie sie den Abstand halten.

Sie wissen auch, dass sie nicht singen dürfen, denn im Moment gibt es keinen Gemeindegesang. Wenn gesungen wird, dann ist es der Kantor oder der Pfarrer, oder jemand aus dem Pastoralteam. Aber den Gemeindegesang gibt es aktuell im Bistum Limburg nicht.

DOMRADIO.DE: Wie reagieren die Gläubigen bislang auf die Hygienemaßnahmen während des Gottesdienstbesuchs?

Schnelle: Die werden, so wie ich das beurteilen kann, akzeptiert. Es gibt ja auch ganz viele Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben. Wenn man in den Supermarkt geht, muss man Regeln einhalten. Und so ist es auch im liturgischen Bereich, was akzeptiert wird. Das ist natürlich ungewohnt. Und gerade diesen Punkt, dass es den Gesang nicht gibt, beklagen sehr viele. Aber Sie halten sich auch daran.

DOMRADIO.DE: Meinen Sie denn im Nachhinein, dass sich die Kirche kritischer mit den Gottesdienstverboten hätte auseinandersetzen müssen? Es gibt da die ein oder andere Stimme, die jetzt in diese Richtung geht.

Schnelle: Es ist ja so, dass das Gottesdienstverbot ein massiver Einschnitt in unsere Grundrechte war, für die auch lange gekämpft worden ist. Deshalb ist es gut, dass es diese Lockerungen gibt. Aber das Wohl und die Gesundheit der Menschen und das Einschränken dieser Pandemie bleiben das oberste Ziel.

Deswegen appellieren wir auch an Gläubige und Pfarrer, sorgsam mit diesen Lockerungen umzugehen und die Regeln zu beachten. Wie gesagt, bislang haben wir den Eindruck, dass die beachtet und eingehalten werden.

DOMRADIO.DE: Am Sonntag ist Pfingsten. Wie werden Sie das im Bistum Limburg feiern?

Schnelle: Pfingsten wird das erste Wochenende und das erste Hochfest sein, an dem in allen Pfarreien des Bistums, so wie ich das überblicke, wieder Gottesdienste stattfinden. Wir haben seit Anfang Mai die Möglichkeit, in Hessen und Rheinland-Pfalz wieder Gottesdienste zu feiern. Mit Blick auf dieses Hygienekonzept haben einige Pfarreien gesagt, wir können es nicht umsetzen, wir brauchen mehr Zeit, um Vorbereitungen zu treffen, um die Abstandsregelungen einzuführen, um Ein- und Ausgang zu regeln oder Ordner zu organisieren.

Manche Pfarreien haben auch gesagt: Wir kennen unsere Gläubigen und die Situation vor Ort, das ist uns einfach zu gefährlich. Das Risiko wollen wir im Moment noch nicht eingehen. Wir beobachten mal die Entwicklung.

Jetzt ist es so, dass an Pfingsten im ganzen Bistum, in allen Pfarreien Gottesdienste gefeiert werden. Wir rechnen damit, dass die Leute vernünftig mit den Regelungen umgehen und dass es nicht zu solchen Vorfällen wie jetzt in der Baptistengemeinde kommt.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Stephan Schnelle, Pressesprecher Bistum Limburg / © privat
Stephan Schnelle, Pressesprecher Bistum Limburg / © privat
Quelle:
DR
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