Pfarrer gestaltet Corona-Kreuz für Kirche in Niederbayern

Ein Herz voller Hoffnung

Der Priester und Künstler Robert Hegele hat ein Corona-Kreuz geschaffen. In der Kirche lädt es die Gläubigen zur Meditation ein. Das Kunstwerk steckt voller Botschaften. Wie will er aber damit Zuversicht in der Krise vermitteln?

Autor/in:
Christian Michael Hammer
Corona-Kreuz von Pfarrer Robert Hegels / © Christian Hammer (KNA)
Corona-Kreuz von Pfarrer Robert Hegels / © Christian Hammer ( KNA )

Blutrot und auf den ersten Blick düster, unförmig, ja grotesk - so steht das Corona-Kreuz von Ruhestandspfarrer Robert Hegele mitten auf dem Altar in der Bad Abbacher Kirche zur Heiligen Familie. Tritt man näher heran, fällt auf: Das Kunstwerk steckt voller Botschaften. Die Kreuzbalken bestehen aus knapp 20 tennisballgroßen Pappmaschee-Kugeln mit eingeschlagenen Nägeln. Sie sind dem Coronavirus nachempfunden, wie es sich unter dem Mikroskop zeigt.

Den 76-jährigen gebürtigen Siebenbürger Geistlichen hat die Pandemie zu einer neuen Kreation inspiriert. Seit seinem Theologiestudium ist Hegele immer wieder auch künstlerisch tätig. So entstehen Gemälde und Skulpturen unter seinen Händen. Techniken wie Bronzeguss hat er sich selbst beigebracht. Im niederbayerischen Bad Abbach an der Donau wenige Kilometer südwestlich von Regensburg hat er sich zur Ruhe gesetzt.

"Die Pandemie durchkreuzt das Leben vieler"

Dem Corona-Kreuz liegt zunächst ein einfacher Gedanke zugrunde. "Die Pandemie durchkreuzt das Leben vieler. Pläne sind dahin, Existenzen weg und oft steht die Welt still", erklärt der Priester. Deutschland komme vergleichsweise gut weg. "Ich habe gute Kontakte nach Guatemala und da ist das Leid der Menschen so groß, dass sie trotz strikter Ausgangssperren ihr Unterhemd schwenkend die Aufmerksamkeit suchen und sagen: Wir verhungern!"

Hegele steht mit ernster Miene vor seinem Werk und mustert es genau. Das Kreuz sei nicht nur ein christliches Symbol, sondern ein universales Zeichen, das viele Kulturen miteinander verbinde, so der pensionierte Pfarrer und passionierte Künstler. Es verbinde Himmel und Erde, markiere Himmelsrichtungen auf Landkarten.

"Jeder könnte es sein"

Hegele hat sein 70 Zentimeter hohes Kreuz wie ein Stopp-Signal in einen grob modulierten blau-grünen Globus hineingerammt. An ihm hängt eine verzerrte weiße Gestalt: kurze Beine, lange Arme. Die Figur ist aus einer Art Gitternetz und Verbandsmaterial gearbeitet. Die Hände sind aus Draht. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone (lateinisch Corona). Sie versinnbildlicht die Würde, die auch noch dem geringsten aller Menschen zukommt, wie der Pfarrer bekräftigt.

"Bei dem Menschen am Kreuz denkt man natürlich an Jesus, doch auch an viele Menschen in den Leiden und Schmerzen ihrer Zeit", fügt Hegele hinzu. "Jeder könnte es sein, der jetzt gekreuzigt ist, eingespannt in dieser schlimmen Situation."

"Kirche muss sich mehr um suchende Menschen kümmern"

Dann deutet er auf eine Stelle fast ganz oben an der Skulptur. Auf einem Virus-Puzzleteil, aus denen das Kreuz besteht, glitzert und funkelt es. Keine Nägel, sondern Sandkristalle hat Hegele dort verarbeitet. "Bei aller Trübsal, Mühe und auch bei den ganzen schlechten Nachrichten dürfen wir eins nicht vergessen, die Hoffnung", betont er. Dann legt er den Finger genau in die Mitte des Kreuzes. Dort hat der Künstler ein leuchtendes purpurnes Herz platziert. "Ich hoffe, dass von den Corona-Zeiten die Herzlichkeit der Menschen bleibt und die Gesellschaft eben nicht auseinanderdriftet."

Einen Teil dazu könne auch die Kirche leisten. Sie müsse sich mehr um suchende Menschen kümmern, die sich mit der Frage nach Gott beschäftigten. Religiöse Menschen seien nicht immer Kirchgänger, aber dennoch gläubig, stellt Hegele klar. Mit seinem Kreuz wolle er die Menschen zum Nachdenken anregen in dieser "komischen, ungewissen Zeit der Pandemie".

Maria und Josef mit Mund-Nasen-Maske

Vor dem Altar, knapp unterhalb des Corona-Kreuzes, befindet sich ein weiteres Objekt, das der Priesterkünstler gestaltet hat: eine Skulptur der Heiligen Familie. Jemand hat die Darstellung aktualisiert. Josef und Maria haben jetzt eine hellgrüne Einweg-Mund-Nasen-Maske auf. Beim Jesusknaben fehlt sie. Als unter Sechsjähriger ist er von der Pflicht zum Tragen eines solchen Schutzes befreit.


Quelle:
KNA