Mit den Gottesdiensten fallen an Ostern auch die Kollekten weg

Zittern um den Spendeneuro

Die coronabedingte Absage von Gottesdiensten ist nicht nur ein Problem der Seelsorge: Der Ausfall von Kollekteneinnahmen macht sich auch in den Gemeindekassen und spendenfinanzierten Projekten schmerzlich bemerkbar.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Kollektenkorb in der Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Kollektenkorb in der Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

In den Kirchen gehört es zum Gottesdienst wie das "Amen": Während die Gemeinde ein Lied singt, geht der Klingelbeutel durch die Reihen.

Es wird Geld gesammelt - in kleinen Dorfkirchen kommen vielleicht nur ein paar Euro zusammen, an hohen Feiertagen und in großen Kirchen, wie dem Berliner Dom oder der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, können es manchmal auch ein paar tausend Euro sein.

Doch gerade an Karfreitag und Ostern, wenn traditionell viele Menschen die Gottesdienste besuchen, fallen in diesem Jahr die Kollekten aus.

Gemeinde kann selbst entscheiden

Im katholischen Erzbistum Berlin trifft das vor allem die Pfarrgemeinden. Laut dem zentralen Kollektenplan des Erzbistums kann jede Gemeinde selbst festlegen, wofür sie in den kommenden Tagen in ihren Gottesdiensten sammelt.

In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sind dagegen zentrale Einrichtungen betroffen: So wäre am Gründonnerstag der Beauftragte für den interreligiösen Dialog, Andreas Goetze, an der Reihe gewesen. Mit dem Geld aus der Kollekte veranstaltet er unter anderem interreligiöse Projekte wie eine Gesprächsreihe, bei der Menschen eingeladen werden, an je einem Abend eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee zu besuchen und dabei jeweils ein Thema ins Gespräch zu bringen. "Wie hoch der Verlust durch die ausgefallene Kollekte sein wird, ist schwer abzuschätzen", sagt Goetze.

Das Berliner Missionswerk, unter dessen Dach Goetze arbeitet, hat 2019 laut seines Jahresberichts rund 1,8 Millionen Euro aus Spenden und Kollekten erhalten - dazu gehört auch die Sammlung am Ostersonntag, die in der EKBO zur Hälfte für den Betrieb der Schule "Talitha Kumi" in Palästina verwandt wird. "Dort ist die Situation derzeit besonders hart", sagt Christoph Theilemann vom Berliner Missionswerk.

Das dortige Gästehaus könne keine Gäste empfangen und habe keine Einnahmen. Kindertagesstätte, Mädcheninternat und die Schulen seien verwaist. "Aber die Gehälter müssen weiter gezahlt werden." Wie viele andere Kollektenempfänger bittet das Missionswerk deswegen im Internet um Spenden, um die ausfallende Sammlung zu ersetzen.

Technische Hilfe

Ähnlich ist es bei Gottesdiensten, die im Internet gestreamt oder den Gemeinden als Lesegottesdienst zur Verfügung gestellt werden. "Auch wir bekommen keine Kirchensteuermittel und finanzieren uns vor allem über Spenden und Kollekten", sagt Hannes Langbein, Direktor der Kulturstiftung Sankt Matthäus beim Potsdamer Platz in Berlin.

Er verschickt E-Mails mit den Aufzeichnungen an die der Stiftung bekannten Interessenten - und in jeder Mail findet sich ein Spendenaufruf, um die durch den Ausfall der Gottesdienste entfallenden Einnahmen zu kompensieren.

Inzwischen gibt es dafür auch technische Hilfe: Die kirchennahe Pax-Bank hat im Internet eine eigene Website für Online-Kollekten eingerichtet. Dort erhalten die Kirchengemeinden nach einer Registrierung einen Link, der nur noch unter den Mitgliedern der Gemeinde verbreitet werden muss. Anschließend kann dann im Internet gespendet werden - selbst in Corona-Zeiten.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema