Notfallbetreuung belastet Erzieherinnen in der Corona-Krise

"Gespenstische Stimmung in unserer Kita"

Im "Storchennest" toben, lachen und spielen sonst 100 Kinder. Nun sind täglich nur drei Jungen und Mädchen da. Die bekommen in der Notbetreuung die geballte Aufmerksamkeit der Erzieherinnen. Aber die Atmosphäre ist gewöhnungsbedürftig.

Autor/in:
Jasmin Kluge
Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz (KNA)
Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Schulpausenhöfe sind verwaist, die Kindergärten sind leer. Fast - denn es gibt ja einige Familien, deren Kinder Anspruch auf eine sogenannte Notbetreuung haben.

Eine solche findet derzeit im evangelischen Kindergarten Storchennest in Fürth, direkt neben der Michaelskirche, statt. Im Moment sind es gerade einmal drei Kinder, die die Notbetreuung in der Corona-Krise in Anspruch nehmen. "Die Situation ist schwierig, ungewöhnlich und belastend", Kindergartenleiterin Brigitte Gulden kämpft mit den Tränen.

"Gespenstisch, schaurig und schummrig"

Normalerweise toben hier in ihren Räumen an die hundert Kinder ab zweieinhalb Jahren herum. Sie lernen, spielen, basteln und essen zusammen. "Es ist ja nicht so, dass wir ein Kind nicht betreuen möchten, aber ich muss auch die anderen Kinder und die Erzieherinnen schützen", es sollten deshalb so wenige Kinder wie möglich die Notbetreuung in Anspruch nehmen, erklärt die Leiterin. Die Eltern würden bisher viel Verständnis für diese Regelung haben.

Erzieherin Moira Pfetzing findet es im Storchennest zurzeit "gespenstisch, schaurig und schummrig", wie sie sagt. Auch für die wenigen Kinder im Kindergarten sei die Situation ungewöhnlich.

Andererseits - wann erhalten sie zu normalen Zeiten schon einmal die geballte Erzieherinnen-Aufmerksamkeit, stellt Pfetzing fest.

Kinder genießen die Situation

Kindergartenleiterin Brigitte Gulden hat bereits festgestellt, dass die Kleinen die Situation genießen, weil sie einen Betreuungsschlüssel eins zu eins hätten. "Wir müssen das den Kindern so angenehm und fröhlich machen, wie es nur geht", hat sie sich vorgenommen.

Die Kleinen seien die ganze Zeit beschäftigt, könnten in ihrer gewohnten Umgebung sein, kümmerten sich um die Storchennest-Hasen, hätten mal die ganzen Spielsachen für sich und dürften raus in den Garten, beschreibt Moira Pfetzing den Notbetreuungs-Alltag. "Das ist die schöne Kehrseite davon."

Niemand habe für sein Verhalten in einer solchen Situation Regeln und Muster, stellt Kindergartenleiterin Brigitte Gulden fest, der die Krisenlage sehr an die Nieren geht. Die Situation sei gerade für Familien belastend, "denn wir wissen nicht, wie es ausgeht", sagt sie. Nachdenklich fügt sie an: "Es zeigt uns, dass wir Menschen nicht alles in der Hand haben."


Quelle:
epd