Gemeinsames Wort der drei Kirchen zur Coronakrise

Historischer Appell

Verbundenheit in der Pandemie: Angesichts der Coronakrise rufen die drei großen christlichen Kirchen in Deutschland zum Zusammenhalt auf. Es ist das erste Mal, dass sie sich gemeinsam zu einer aktuellen Situation äußern.

Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva (shutterstock)
Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva ( shutterstock )

Insbesondere die Schwachen treffe die aktuelle Lage "mit aller Härte", heißt es in der am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.

Lesen Sie hier die Erklärung im Wortlaut

Jede und jeder sei konkret betroffen, heißt es im Wort der Kirchen unter dem Titel "Beistand, Trost und Hoffnung". Und weiter: "Wie alle unverschuldete Not, die über die menschliche Gemeinschaft kommt, so kennt auch diese Krise keine Gerechtigkeit." Da die Menschen momentan auf körperlichen Abstand achten müssten, dürften nicht zusätzlich Grenzen "in den Herzen hochgezogen werden", mahnen die drei Vorsitzenden - Bischof Georg Bätzing, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos.

Krankheiten keine göttliche Strafe

Die Kirchenvertreter zeigen sich überzeugt, dass Krankheiten keine göttliche Strafe seien. Sie gehörten vielmehr "zu unserer menschlichen Natur als verwundbare und zerbrechliche Wesen. Dennoch können Krankheiten und Krisen sehr wohl den Glauben an die Weisheit und Güte Gottes und auch an ihn selbst erschüttern." Auf existenzielle Fragen gebe es keine einfachen Antworten. Die Oberhirten verweisen jedoch auf den christlichen Glauben an die Auferstehung. Jesus Christus rufe den Menschen zu: "Fürchtet euch nicht", betonen sie.

Bedauern äußern die Geistlichen über die Aussetzung der öffentlichen Gottesdienste. "Gerade in schweren Zeiten ist es für uns Christen eigentlich unabdingbar, die Nähe Gottes zu suchen". Der Verzicht sei jedoch notwendig: Es gelte, "die Pandemie so weit als irgend möglich einzugrenzen, deren schwerwiegende Auswirkungen wir alle persönlich zu spüren bekommen. Uns alle treffen Einschränkungen."

Solidarität unabdingbar

Es sei unabdingbar, in dieser Zeit füreinander da zu sein und sich solidarisch zu zeigen - mit Kranken, mit Menschen, die durch die Krise bereits jetzt in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet seien ebenso wie mit jenen, die Einsamkeit fürchteten, heißt es.

Die Kirchen erinnern zudem an die Menschen in Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern: "Da hier Schutzmaßnahmen weitgehend fehlen, ist ihr Risiko zu erkranken sogar noch größer." Dank gelte Ärzten und Pflegekräften ebenso wie Freiwilligen, die Schwächere derzeit etwa mit Einkäufen unterstützten, so die Bischöfe.

Der 2010 gegründeten Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) gehören alle sieben orthodoxen Kirchen an, die in der Bundesrepublik über ein Bistum verfügen. Wegen des innerorthodoxen Konflikts um die kirchliche Struktur in der Ukraine lassen seit Ende

2018 die russischen Bischöfe ihre Mitgliedschaft ruhen. In Deutschland gibt es nach Schätzungen rund zwei Millionen orthodoxe Christen. In der katholischen Bischofskonferenz sind 27 Diözesen zusammengeschlossen, in der EKD 20 Landeskirchen. Insgesamt zählen 23 Millionen Menschen zur katholischen Kirche, 21,4 Millionen zur EKD.


Quelle:
KNA