Christen in der kommunistischen Volksrepublik Laos

Kein Hauch Platz für Kritik

Mit Barack Obama ist erstmals ein US-Präsident zu Besuch im südostasiatischen Laos. Anlass für einen Blick hinter die Kulissen eines Landes, das hierzulande selten in den Schlagzeilen steht.

Autor/in:
Michael Lenz
Obama in Laos / © Made Nagi (dpa)
Obama in Laos / © Made Nagi ( dpa )

In Laos treffen sich in diesen Tagen die Staats- und Regierungschefs des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN. Rund um das Gipfeltreffen gibt sich weltpolitische Prominenz die Türklinke in die Hand: die Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Xi Jinping, zum Beispiel oder UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Mit Barack Obama ist erstmals in der Geschichte des kleinen Landes ein US-Präsident zu Gast. Rund 1.000 Journalisten wollten sich deswegen in Vientiane einquartieren, der Hauptstadt der religiös mehrheitlich buddhistischen und politisch stramm kommunistischen Volksrepublik.

Politisch stramm kommunistisch

Nicht wenige der 6,9 Millionen Laoten hoffen, dass Obama und Ban Ki Moon bei ihren Treffen mit Präsident Boungnang Vorachith und Premierminister Thongloun Sisoulith die Achtung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit einfordern. Zu ihnen gehören auch Soukan Chaithad, Somphone Phimmasone und seine Freundin Lodkham Thammavong.

Von dem derzeitigen Trubel in Vientiane bekommen sie nichts mit: Sie sitzen im Gefängnis.

Unerwünschte Kritik auf Facebook

Die drei Laoten lebten als illegale Arbeiter auf der anderen Seite des Mekong in Thailand. Als sie im Frühjahr in Laos Pässe beantragen wollten, wurden sie festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Ihr Vergehen: Sie hatten sich auf Facebook despektierlich über das Regime geäußert.

Die kommunistische Partei lässt keinen Hauch von Kritik zu. So darf zum ersten Mal seit 2005 das ASEAN Peoples Forum, eine Konferenz von Organisationen der südostasiatischen Zivilgesellschaften, nicht im Gastland des ASEAN-Gipfels stattfinden. "Laut Menschenrechtsexperten der UN gibt es auf der Welt nur wenig Orte, an denen Nichtregierungsorganisationen größerer Furcht und stärkeren Einschüchterungen ausgesetzt sind", kommentiert ein Beobachter.

Offiziell will sich kein Kirchenvertreter äußern

Der harte Kurs der Regierung zeigt Wirkung - auch bei der christlichen Minderheit. Offiziell will sich in diesen Tagen kein Kirchenvertreter äußern. Auch ein in der Hauptstadt lebender ausländischer Katholik bleibt lieber anonym. "Prinzipiell ist das Klima hier in Vientiane entspannt", sagt er. Die "Lao Evangelical Church" habe vor kurzem sogar in prominenter Lage einen Neubau errichten können." Aber alle christlichen Gemeinden unterliegen staatlicher Überwachung und sind außerhalb der Hauptstadt oft Schikanen und Unterdrückung ausgesetzt."

Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Doch die steht laut Religionsbericht des US-Außenministeriums oftmals nur auf dem Papier. Die Formen der Unterdrückung reichen demnach von Verboten religiöser Veranstaltungen bis hin zu Zwangskonvertierungen zum Buddhismus.

Besonders betroffen seien die rund 100.000 protestantischen und rund 45.000 katholischen Christen.

Open Doors: Abweichung vom Buddhismus gilt als gefährlich

Auf dem - allerdings nicht unumstrittenen - "Weltverfolgungsindex" des christlichen Hilfswerks Open Doors liegt Laos auf Rang 29 von 50 Ländern. Triebkräfte der Verfolgung seien "kommunistische Unterdrückung" und "religiös motivierter Nationalismus". Der Buddhismus sei tief im Denken und Alltag der Gesellschaft von Laos verwurzelt. "Obwohl er oft mit animistischen Elementen und Praktiken vermischt ist, gilt jede Abweichung als undenkbar und gefährlich. Daher werden Christen, die sich den gängigen religiösen Praktiken verweigern, als ausländisch beeinflusste Bedrohung der traditionellen Kultur gesehen."

Doch unter dem Klima von Unterdrückung und Angst leidet nicht nur die christliche Minderheit, wie der Fall von Shui Meng Ng zeigt. Seit fast vier Jahren sucht sie nach ihrem Mann Sombath Somphone, der zuletzt auf einer Polizeiwache mitten in Vientiane festgehalten wurde. Sombath ist einer von zwölf Dissidenten, von denen jede Spur fehlt. Präsident Obama, die Vereinten Nationen und ASEAN sollten die Regierung dazu drängen, das Verschwinden ihres Mannes aufzuklären und ihn sicher zu seiner Familie zurückkehren zu lassen, forderte Shui Meng Ng vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz im thailändischen Bangkok. Die Bürger des Landes wollten ihre Regierung achten können, "statt sie zu fürchten".


Quelle:
KNA