EU-Parlament verurteilt weltweite Verfolgung von Christen

Ein spätes Zeichen der Solidarität

Das EU-Parlament hat die Verfolgung der Christen und anderen religiösen Gruppen weltweit verurteilt. Die Abgeordneten fordern zudem, die EU müsse Kenia beim Kampf gegen die islamischen Extremisten unterstützen.

Mahnwache in Nairobi für die Opfer des Anschlags an der Universiät im kenianischen Garissa (dpa)
Mahnwache in Nairobi für die Opfer des Anschlags an der Universiät im kenianischen Garissa / ( dpa )

Die Resolution mit dem Titel „Verfolgung von Christen auf der ganzen Welt anlässlich der Ermordung von Studenten in Kenia durch die islamische Terrorgruppe Al-Shabaab“ wurde am Donnerstag in Straßburg mit 578 Stimmen, 31 Gegenstimmen und 34 Enthaltungen angenommen.

Die Fraktion der Sozialisten teilte im Anschluss an die Abstimmung mit, "die kontinuierliche Welle der Gewalt" sei ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Gemeinsam mit der Fraktion der Grünen im EU-Parlament hatten sich die Sozialisten im Vorfeld der Debatte jedoch gegen eine klare Benennung der Verfolgung von Christen im Titel der Resolution ausgesprochen.

Zeichen der Solidarität

Am Montag votierte eine Mehrheit der Parlamentarier dafür, die Begriffe "Christen" und "islamische Terror-Gruppe" in den Titel aufzunehmen. Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion, Manfred Weber, sprach anschließend von einem Zeichen der Solidarität mit verfolgten Christen. Endlich mache auch der Titel einer Resolution deutlich, dass viele Christen weltweit verfolgt würden und unter Druck stünden. Die Resolution wird nun der EU-Kommission und dem Rat der EU vorgelegt.

Anfang April hatten Al-Shabaab-Milizen einen Terroranschlag auf die Universität von Garissa verübt. Bei dem seit Jahren schwersten Attentat in Kenia kamen mindestens 170 Menschen ums Leben; rund 80 wurden verletzt. Zeugenberichten zufolge sonderten die Angreifer gezielt christliche Studenten als Opfer aus.

Die größte verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit

Laut dem "Weltverfolgungsindex" der den Freikirchen nahestehenden Hilfsorganisation "Open Doors" sind Christen vor allem in Nordafrika und im Mittleren Osten, aber auch im südlichen Asien, von Verfolgung betroffen. Seit 1993 legt "Open Doors" eine Rangliste von 50 Ländern mit der schlimmsten Christenverfolgung vor. Die Organisation schätzt die Zahl der Christen, die weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden, auf mehr als rund 100 Millionen. Nach ihrer Einschätzung hat weltweit die Schwere der Verfolgung zugenommen - was aber nicht zuerst die Folge massiverer Gewalt sei, sondern vor allem an verstärktem kulturellen Druck und gesellschaftlicher Benachteiligung liege. Sozialer Druck könne eine viel wirksamere Form der Verfolgung sein als Gewalt.

Als Beispiel verweist "Open Doors" auf Nordnigeria: Dort versuche Boko Haram einerseits, durch Bombenanschläge und die Ermordung von Geistlichen die Kirche regelrecht zu zerschmettern. Doch für die meisten Christen drohe "die größte Gefahr von der seit den 1980er Jahren langsam und stetig voranschreitenden Islamisierung", die alle Gesellschaftsbereiche durchdringe. Plötzlich seien Christen Bürger zweiter Klasse.

Islamischer Extremismus als eine Haupttriebkraft der Verfolgung

Zum 13. Mal in Folge steht 2015 Nordkorea auf Platz eins des Verfolgungsindex. Von geschätzten 200.000 bis 400.000 Untergrundchristen befänden sich bis zu 70.000 als "Feinde des Regimes" in den berüchtigten Arbeitslagern, heißt es. Nach Nordkorea finden sich in der Liste der zehn am stärksten betroffenen Länder Somalia, Irak, Syrien, Afghanistan, Sudan, Iran, Pakistan, Eritrea und Nigeria.

Acht der ersten zehn Länder sind muslimisch geprägt. Zudem gilt in 18 der 20 am höchsten eingestuften Länder "islamischer Extremismus" als eine Haupttriebkraft der Verfolgung. Die Türkei ist nach drei Jahren auf den Index zurückgekehrt - wegen eines wachsenden islamischen Nationalismus, der durch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seine Partei AKP gefördert werde.


Quelle:
KNA