Christen sind meist bedrängte Religionsgemeinschaft

Kein Ende religiöser Verfolgung in Sicht

Die Verfolgung von Menschen aus religiösen Gründen hat aus Sicht von Historikern im Laufe der Geschichte nicht abgenommen. Heute seien Christen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt.

 (DR)

Weltweit werden auch heute Andersgläubige benachteiligt, vertrieben, getötet und ihre sakralen Stätten zerstört, erklärte der Geschichtswissenschaftler Wolfram Drews vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster am Mittwoch. "Die Annahme, dass die säkulare Moderne die Verfolgung von Menschen um ihrer Religion willen überwunden habe, hat sich leider als Irrtum erwiesen", sagte der Wissenschaftler, der eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema "Verfolgung um Gottes willen. Politisch-religiöse Konflikte in Vormoderne und Moderne" ankündigte. Zahlreiche historische Fälle zeigten, dass sich fast jede Religionsgemeinschaft an der Verfolgung "um Gottes willen" beteiligt haben.

Angehörige ein und derselben Religion konnten nach Erläuterung des Experten einmal Verfolger und ein anderes Mal Verfolgte sein. Vorurteile über einen stets gewaltbereiten Islam oder den immer friedlichen Buddhismus ließen sich aus historischer Sicht nicht halten, unterstrich Drews. Auch Christen hätten Andersgläubige verfolgt. Heute seien die meisten Opfer der islamistischen Gewaltakte im Nahen Osten, die mit dem Willen Gottes begründet werden, weder Christen noch westliche Soldaten, sondern andere Angehörige des Islam.

Die Gründe für religiöse Verfolgung sind nach Angaben des Wissenschaftlers je nach historischer Situation unterschiedlich. "In manchen Fällen wurde die Benachteiligung mit religiösen Argumenten gerechtfertigt - als sei sie von Gott angeordnet". Für jeden historischen Einzelfall müsse geprüft werden, ob die Religion nur Vorwand oder Grund der Verfolgung war. "Die Verfolgung Andersgläubiger war selten rein religiös motiviert", so die Erkenntnis des Historikers. Oft hätten politische Regimes Menschen wegen ihrer Religiosität verfolgt. So hätten die Nationalsozialisten Priester und Ordensleute vor Gericht gestellt und deportiert, Pol Pot und die Roten Khmer in Kambodscha Buddhisten verfolgt und in der DDR mussten Christen Nachteile hinnehmen müssen, darunter die Sprengung ihrer Kirchen.


Quelle:
epd