GfbV: Irakische Christen in Deutschland vor Abschiebung schützen

Christen flüchten aus dem Irak

Immer mehr Christen im Irak werden Opfer von Gewalt und Terror. Vor dem Irak-Krieg hätten noch etwa 700.000 Christen in dem Land gelebt, mittlerweile seien rund zwei Drittel von ihnen geflohen. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) findet im Irak die größte Christenverfolgung der Gegenwart statt. Viele Verfolgte flüchteten in den Nordirak, doch auch dort sei die Situation durch den türkisch-kurdischen Konflikt instabil geworden, berichtet Kamal Sido von der GfbV im domradio-Interview. Er fordert daher von der Bundesregierung, irakischen Christen Asyl zu gewähren.

 (DR)

Zwar haben auch die Christen unter Saddam Hussein gelitten, Besonders die Christen in Bagdad hatten es unter dem Regime des Diktators aber vergleichsweise gut. Die Ausübung der "anderen" Religion wurde toleriert. Ein Christ, Tariq Aziz, zum Vizepremierminister des Diktators ernannt. Die Regierung Saddam Husseins stützte sich im Kampf gegen die schiitische und kurdische Opposition auch auf die Christen, die wiederum vom Schutz der herrschenden Baath-Partei profitierten.

Wegen der Nähe zum alten Regime, angeblicher Kollaboration mit den amerikanischen Besatzungstruppen und weil die Islamisten reiche Verwandten im Ausland vermuten, sind Christen zu bevorzugten Entführungsopfern im Irak geworden. Für acht entführte Priester musste durchschnittlich ein Lösegeld von einer Million US Dollar bezahlt werden. Von den Entführungen sind aber auch christliche Geschäftsleute und andere Christen betroffen. 16 Kirchen wurden inzwischen zerstört, drei Priester ermordet. 250.000 Christen sollen im Irak auf der Flucht sein. Die Lager in Syrien und Jordanien sind überfüllt.

Seit 2000 Jahren im Irak
Die Christen im Irak zählen zu den ältesten Kirchen. Seit fast zweitausend Jahren wird im Zweistromland das Evangelium gepredigt. In vielfach gespaltenen Gemeinschaften hielt sich das Christliche Leben auch nach der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert. Viele Christen beherrschen dort noch das Aramäische, die Sprache Jesu.

Unter Saddam Hussein waren ca. drei Prozent der 23 Millionen Iraker Christen. Die größte Gruppe stellten die Chaldäer mit ihrem Patriarchen Emmanuel Delly III. an der Spitze. Die chaldäische Kirche ist schon seit dem 16. Jahrhundert eng mit der römisch-katholischen Kirche verbunden. Die assyrische Kirche stellte mit rund 50.000 Gläubigen die zweitgrößte Gruppe. Weiter gibt es im Irak armenische, syrisch-orthodoxe, griechisch-orthodoxe und andere christliche Kirchen. Seit dem Sturz Saddam Husseins gibt es keine Zahlen mehr über die Zahl der christlichen Gemeinden im Irak.

Religiöse Minderheiten werden verfolgt
Von der Verfolgung sind nicht nur die Christen, sondern auch andere religiöse Minderheiten im Irak betroffen. Die Jesiden, eine nichtchristliche und nichtislamische monotheistischer Glaubensgemeinschaft leidet unter massiven Terrorangriffen. Die Al-Qaida soll in einer Fatwa zur Vernichtung der etwa 800.000 Jesiden aufgerufen haben. Allein bei einem Terroranschlag im August 2007 kamen 400 Menschen der Gemeinschaft ums Leben.