"Kölsch Hätz" reagiert auf Rückgang der Engagierten

Wo bleiben die Ehrenämtler?

Engagement kann in unmittelbarer Nachbarschaft stattfinden. Ob Hilfe beim Einkaufen, ein Besuch zum Kaffee oder eine helfende Hand. Doch die Zahl der Ehrenamtlichen bei der Nachbarschaftshilfe "Kölsch Hätz" geht zurück.

Nachbarschaftshilfe "Kölsch Hätz" bringt seit 20 Jahren junge und alte Menschen zusammen / © Oliver Berg (dpa)
Nachbarschaftshilfe "Kölsch Hätz" bringt seit 20 Jahren junge und alte Menschen zusammen / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Caritas Köln organisiert in der Nachbarschaftshilfe "Kölsch Hätz" seit 1997 erfolgreich Begegnungen zwischen älter werdenden Menschen und ehrenamtlichen Engagierten in Kölner Stadtteilen. Wie kommt es denn, dass nun die Ehrenamtler wegbleiben?

Hermann-Josef Roggendorf (Leiter der Stelle Netzwerke und Senioren bei der Caritas Köln): Das Ehrenamt verändert sich. Junge Menschen, die sich bei Kölsch Hätz engagieren, wollen das in der Freizeit oder am Wochenende tun. Oder es sind Berufstätige, die das beispielsweise nach dem Job am Abend machen. Und das sind nicht gerade Zeiten für älter werdende Menschen, die gewisse Tagesrituale haben.

DOMRADIO.DE: Und dann springt man vielleicht ab und sagt sich, das Ehrenamt lass ich erst mal ruhen. Das ist ja besonders schade, weil ältere Menschen sich gerade diese Verlässlichkeit und Kontinuität wünschen.

Roggendorf: Das ist ganz richtig! Aber ältere Menschen brauchen auch eine Sicherheit. Wir haben eine tolle Erfahrung mit der Flüchtlingsinitiative gemacht, wo gerade junge Menschen sehr spontan auch über die neuen Medien sich engagierten, aber ein älter werdender Mensch muss den anderen kennenlernen und Vertrauen gewinnen. Die hören zu viele negative Schlagzeilen und das verängstigt und verstärkt die Unsicherheit, die man im Alter einfach hat.

DOMRADIO.DE: Und sie sagen, wir müssen deshalb das Ehrenamt jetzt neu denken. Die Hochschule Düsseldorf soll dabei helfen. Was genau sollen die herausfinden?

Roggendorf: Wir fragen die älter werdenden Menschen, was sie sich wünschen? Das machen wir mit Hilfe der Hochschule, die in dieser Hinsicht Interviews mit älter werdenden Menschen in vier von uns ausgesuchten Stadtbezirken, in denen Kölsch Hätz schon arbeitet, führen wird. Das sind Stadtteile, in denen wir  wir sowohl den stärkeren innerstädtischen Bezug wie auch den teilweise ländlichen Bezug haben. Köln ist ja sehr durchwachsen. Und da versuchen wir mit Interviews herauszubekommen, was älter werdende Menschen benötigen. Wie können wir ihnen helfen? Daraufhin werden dann die neuen Mitarbeiter des Caritasverbandes, die extra für dieses Projekt eingestellt worden sind, schauen, wie da neue Strukturen geschafft werden können. Die werden es ausprobieren. Die werden mit den Menschen schauen, ob es genau das ist, was sie sich wünschen, was sie brauchen. 

DOMRADIO.DE: Können Sie schon sagen, wann es verlässliche Ergebnisse geben wird?

Roggendorf: Wir werden durch die Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert und wir dürfen uns dafür drei Jahre Zeit lassen. Wir müssen das jetzt nicht im Schnell- und Hauruck-Verfahren machen, sondern wir dürfen den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern drei Jahre Zeit geben, um zu einem Ergebnis zu kommen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
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