Caritas fordert menschlichen Einsatz digitaler Technik

"Sozial braucht digital"

Terminabmachungen mit Behörden oder die Urlaubsbuchung vom Sofa aus – der soziale Alltag ist digital geprägt. Darauf reagiert die Caritas des Bistums Osnabrück mit einer Kampagne. Auch der Sozialstaat werde sich durch die Digitalisierung verändern.

Tablet / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Tablet / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Die Caritas im Bistum Osnabrück will sich in diesem Jahr vorrangig den Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Dabei gehe es zum einen um den Einsatz digitaler Technik im katholischen Sozialverband selbst, zum anderen aber auch um mit ihr verbundene Chancen und Gefahren für die Gesellschaft, sagte der Vorsitzende des Caritasrates, Gerrit Schulte, am Montag vor Journalisten in Osnabrück. "Sozial braucht digital", zitierte Schulte das Motto der diesjährigen Caritas-Kampagne. "Aber genauso braucht digital sozial."

Digitale Teilhabe als Voraussetzung für soziale Teilhabe

Unstrittig sei, dass digitale Teilhabe eine zentrale Voraussetzung für soziale Teilhabe ist, so Schulte. In vielen Bereichen des Lebens kämen Menschen heute ohne Digitalkenntnisse nicht mehr aus. Das reiche von Terminabmachungen bei Behörden bis zum alltäglichen Einkauf vom Sofa aus. Auch im Sozialbereich nutze ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung digitale Angebote. Darauf müsse auch die Caritas reagieren. Bereits jetzt gebe es anonyme Online-Beratung etwa beim Projekt "U25" für suizidgefährdete junge Menschen, die "Anpacker-App" für ehrenamtliches Engagement und den Einsatz von Tablets zur Dokumentation in der Pflege. Dennoch müsse daneben immer auch die menschliche Begegnung möglich bleiben.

Algorithmen dürften niemals den Menschen ersetzen, machte Diözesan-Caritasdirektor Franz Loth deutlich. Sinnvoll sei sicher eine Technik, die bei alten und pflegebedürftigen Menschen Gesundheitsdaten aufzeichnet und den Betroffenen so ein Leben zu Hause anstatt in einer Einrichtung ermöglicht. "Aber ein Pflege-Roboter hat sicher seine Grenzen."

Ethische Fragen zum Digital-Einsatz

Bei ethischen Fragen zum Digital-Einsatz sehe sich die Caritas als Anwalt der Betroffenen gefordert. Immer müsse auch die Frage beantwortet werden, wem die einzelne Maßnahme nützt beziehungsweise auch welche wirtschaftlichen Interessen dahinter stehen, so Loth. Die Digitalisierung werde auch den Sozialstaat verändern, warnte Loth. "Manche Tätigkeiten werden verschwinden, andere werden sich grundlegend verändern." Es werde Verlierer dieses Prozesses geben. Auch für sie brauche es Unterstützung.

Loth forderte die Politik auf, für eine auskömmliche Finanzierung digitaler Projekte der Wohlfahrtsverbände zu sorgen. Mit den derzeitigen Mittel der Unterstützung würden kaum die Kosten laufender Dienste gedeckt.


Quelle:
KNA
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