Caritas fordert Enttabuisierung von Sexalität im Alter

"Ein Bedürfnis, das im Alter nicht aufhört"

Sex im Alter wird meist totgeschwiegen. Bedürfnisse nach körperlicher Nähe und Zuneigung bleiben jedoch auch im hohen Alter. Daher will die Caritas das Thema enttabuisieren. Nicht nur in der Altenpflege kann es eine Rolle spielen.

 (DR)

Sexualität im Alter darf nach Einschätzung des Caritasverbandes im Erzbistum Köln nicht länger tabuisiert werden. Gerade ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen könnten Bedürfnisse nach körperlicher Nähe und Zuneigung oft nicht äußern, erklärte der Verband am Montag vor Journalisten im Kölner Maternushaus. "Sexualität gehört zum Menschen dazu und ist ein Bedürfnis, das im Alter nicht aufhört", sagte die Leiterin der Caritas-Abteilung Altenhilfe, Helene Maqua. Das Thema, das zum Menschsein selbstverständlich dazugehöre, müsse stärker ins Bewusstsein gerückt werden.

Bei der Tagung "Partnerschaft, Intimität und Sexualität im höheren Lebensalter" setzten sich die Teilnehmer mit Fragen nach den den individuellen sexuellen Bedürfnissen Hochaltriger und den Auswirkungen auf deren Gesundheit und Verhalten auseinander. "Wir greifen damit den Teilnehmerwunsch aus dem letzten Jahr auf. Es entspricht dem Zeitgeist", betonte Maqua.

Ein bewusster Umgang als Vorbeugung

Laut der Referentin eines Dienstleisters für sexuelle Assistenz für Menschen in Altenheimen, Gabriele Paulsen, braucht es Strukturen in den Heimen, um den sexuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dazu gehörten eine entsprechende Ausgestaltung der Zimmer und eine thematische Schulung der Pflegekräfte. "Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, wenn sie mit Sexualität im Alter konfrontiert werden", so Paulsen. Ein bewusster Umgang könne auch sexualisierter Gewalt vorbeugen und sich positiv auf das Verhalten der Pflegebedürftigen auswirken.

Dieser Pflegeaspekt sollte nach Worten Paulsens bei der Finanzierung von Einrichtungen eine prominentere Rolle spielen. Es gebe viele Möglichkeiten, um der Sexualität im Alter gerecht zu werden und sie anzunehmen. "Das Annehmen ist der erste Schritt", so Paulsen. Demenz und Krankheit widersprächen nicht dem Bedürfnis nach Sexualität. Aktuell seien rund 95 Prozent derer, die sich an eine Sexualassistenz wendeten, Männer.


Quelle:
KNA