Caritas: Flüchtlinge haben Probleme bei der Wohnungssuche

"Wir helfen Vermietern und Flüchtlingen"

Was passiert, wenn Geflüchtete und Vermieter zusammentreffen? Vermieter haben Sorgen, Geflüchtete stoßen auf Vorurteile und tun sich schwer mit der Recherche. Der Kölner Caritasverband vermittelt auf beiden Seiten.

Sofa auf der Straße / © Rebecca Blackwell (dpa)
Sofa auf der Straße / © Rebecca Blackwell ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie leiten im Kölner Caritasverband die Abteilung "Wohnen für Flüchtlinge". Welche Erfahrung haben Sie mit diesem Thema gemacht?

Martina Soesters (Leiterin der Unterkünfte für Geflüchtete im Kölner Caritasverband): Wir verhelfen Bewohnerinnen und Bewohner aus unseren Unterkünften letztendlich zu privatem Wohnraum. Wir bekommen dabei die Unterstützung durch Sozialarbeiter, die auch die Recherche mit den Geflüchteten machen. Stellen Sie sich vor: Sie suchen eine Wohnung. Da müssen Sie im Internet recherchieren. Wie sollen Sie das verstehen, wenn Sie noch nicht einmal die Sprache verstehen können? Sie müssen eine E-Mail schreiben, sich bewerben. Wenn Sie Glück haben und eingeladen werben, kommt natürlich der Termin in der Wohnung dazu, mit sehr vielen Mitbewerbern. Wir unterstützen unsere Geflüchtete auf diesem Weg, allein wegen der hohen sprachlichen Hürde.

DOMRADIO.DE: Und dann kommt der Moment, wo man dem Vermieter gegenübersteht und dieser sagt: Hoppla, woher kommen Sie denn? Sie tragen ja ein Kopftuch...?

Soesters: Ja, zum Beispiel das. Oder sie sind eine elfköpfige Familie. Es gibt da Herausforderungen. Wir haben ein Projekt, das sich Auszugsmanagement nennt. Das wird von der Stadt finanziert und ist eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Kölner Flüchtlingsrat. Die sieben Mitarbeiterinnen dort machen genau das: Sie nehmen den Vermietern ihre Sorgen. In den letzten beiden Jahren sind 556 Familien und Einzelpersonen von den Unterkünften in freien Wohnungsraum vermittelt worden. Dadurch ist der Stadt auch eine jährliche Belastung von 9,5 Millionen Euro abgenommen worden.

DOMRADIO.DE: Das ist ja erst mal eine große Zahl. Aber könnten das nicht noch mehr sein?

Soesters: Ja natürlich. Wir brauchen ganz dringend Vermieter, die Wohnraum zur Verfügung stellen; die sich einfach trauen und den Mut haben. Wir unterstützen sie in den ersten drei Monaten. Auch nach dem Umzug begleiten wir die Geflüchteten, etwa bei Behördengängen. Wir erklären die Hausordnung, die Mülltrennung. Wir helfen bei Fragen im sozialen Umfeld wie: Wo kann ich einen Verein finden? Alles, was natürlich auch einen Vermieter verunsichert lösen wir gemeinsam mit den Vermietern und den Bewohnern.

DOMRADIO.DE: Ich spiele jetzt den Vermieter – vor mir steht eine riesige Familie. Ich bin überrascht, dachte eher an zwei Leute und denke jetzt, "die kochen mit Zutaten, die möglicherweise im Haus komisch riechen und ich spreche ihre Sprache nicht". Das sind wahrscheinlich die großen Ressentiments, oder?

Soesters: Selbstverständlich. Es ist so, dass wir Sprachvermittler haben. Das heißt, wenn der Vermieter jetzt tatsächlich eine wichtige Frage hat, die er mit den Familien nicht klären kann, dann unterstützen wir mit Personen, die die Muttersprache können. Gerade in den ersten drei Monaten nach dem Einzug, in denen diese vielen ungeklärten Fragen aufkommen, können die Leute vom Auszugsmanagement helfen.

Und zu den Vorurteilen kann ich nur sagen: Es sind Menschen, und es ist immer sehr sehr schön, wenn man in der Nachbarschaft auch eine Vielfalt hat. Das ist unsere Haltung. Wir unterstützen Vielfalt. Sie sagen, das riecht dann vielleicht anders. Aber wir fahren ja auch gerne in andere Länder und genießen dort diese anderen Düfte, dieses andere Essen, diese andere Kultur. Und genau das können wir auch machen – in einer guten Nachbarschaft.

Das Gespräch führte Andreas Lange.


Quelle:
KNA