Caritasverbände im Erzbistum Hamburg fusionieren

Weitere Reformen in Hamburg

Aus vier mach eins: Das Erzbistum Hamburg legt seine Caritasverbände zusammen. Die Verantwortlichen erhoffen sich von dieser Organisation mehr Effizienz und versprechen: Keine Einrichtung wird geschlossen.

Caritas-Mitarbeiterin / © Harald Oppitz (KNA)
Caritas-Mitarbeiterin / © Harald Oppitz ( KNA )

Im überschuldeten Erzbistum Hamburg stehen weitere Reformen an: Die bisher vier selbstständigen Caritasverbände in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg sowie auf Diözesanebene sollen zum 21. April zu einem neuen Diözesancaritasverband zusammengeschlossen werden. Dienstsitz der neuen Organisation wird Schwerin. Die gute Nachricht: "Mit der Fusion müssen wir keine bestehende Einrichtung schließen", sagt Harald Strotmann, Leiter des Projekts "Caritas im Erneuerungsprozess". Auch Stellenstreichungen im größeren Maße werde es nicht geben.

Beschäftigung für mehr als 1.800 Hauptamtliche

Der neu entstehende Verband wird mehr als 1.800 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigen und rund 150 Einrichtungen von Kindertagesstätten über Häuser der Behindertenhilfe bis hin zu Altenpflegeheimen und Sozialstationen umfassen, die meisten davon in Mecklenburg. Die dortige Caritas wurde einst zur Linderung der Not der Heimatvertriebenen gegründet, entwickelte sich zu DDR-Zeiten zu einem bedeutenden sozialen Organ der Kirche und ist bis heute der mit Abstand größte der vier Verbände im Erzbistum. Daher sei auch Schwerin als neuer Dienstsitz ausgewählt worden, erklärt Strotmann.

Die Zusammenlegung wurde seit gut einem Jahr vorbereitet ist Teil des "Erneuerungsprozesses". In dessen Rahmen stellt das Erzbistum Hamburg sämtliche Einrichtungen und Strukturen auf den Prüfstand - von Kitas über Krankenhäuser bis hin zu den Pfarreien. Die von der Diözese beauftragte Unternehmensberatung "Ernst & Young", die schon im Zusammenhang mit den katholischen Schulen in Hamburg für Schlagzeilen sorgte, hat auch die Caritas unter die Lupe genommen. Es gebe auch bei der Caritas Sanierungsbedarf an einigen Häusern. "Die finanziellen Probleme halten sich aber in Grenzen", sagt Strotmann. Die mit den vier Verbänden bislang sehr kleinteilige Struktur sei die größte Schwierigkeit und Hauptgrund für die Reform.

Fusion bestärkt Arbeitsteilung 

Nach einer Fusion könnten die Vorteile von Arbeitsteilung genutzt werden. Außerdem könne die zukünftig größere Caritas mit einer Stimme sprechen und zum Beispiel bei den Verhandlungen über Pflegesätze, deren Ergebnisse maßgeblich die Einnahmen vieler Häuser bestimmen, mehr Durchsetzungskraft entwickeln. Strotmann spricht von einer "Chance".

Der neue Verband besteht aus drei Ebenen: diözesan, landesweit und regional. Die Fachreferate (zum Beispiel Altenpflege, Soziale Dienste oder Kinder und Jugend) finden sich auf Diözesanebene. Die Länderbüros übernehmen den Kontakt zu den Ämtern und Behörden, die Mitarbeit in den Ausschüssen der Freien Wohlfahrtspflege sowie die sozialpolitische Arbeit im Land.

Der größte Teil der Arbeit wird vor Ort geleistet, wo die Caritas "am Menschen" wirkt und damit ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommt. In Mecklenburg werden drei Regionalstellen mit Sitz in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg entsprechend der alten Kreiscaritasverbände gegründet. Hamburg erhält eine Regionalstelle, Schleswig-Holstein fünf in Flensburg, Kiel, Lübeck, Neumünster sowie an der Westküste.

Leitung des neuen Caritasverbands noch offen

Wer die Leitung des neuen Hamburger Caritasverbands übernimmt, ist noch offen. Fest steht nur: Der Vorstand soll aus zwei bis drei Personen bestehen, zu denen nach Möglichkeit auch eine Frau gehören soll. Auf einer gemeinsamen Versammlung der vier Verbände am 21. April sollen die Zusammenlegung beschlossen und Personalentscheidungen getroffen werden.

Mit Protesten rechnet das Erzbistum Hamburg – anders als bei der Reform des katholischen Schulwesens – bei der Neuordnung der Caritas nicht. Allerdings bleiben weitere Baustellen, die die Diözese in nächster Zeit angehen will, etwa die Überprüfung ihrer Bildungsstätten und Krankenhäuser sowie ihres Immobilienbestands, die zu Kirchenschließungen führen könnte.


Quelle:
KNA