Neue internationale Caritas-Kampagne zur Flüchtlingshilfe

"Share the Journey"

Die weltweite Flüchtlingslage nimmt eine neue internationale Caritas-Kampagne in den Blick. Man möchte damit ein stärkeres Bewusstsein für Geflüchtete schaffen und eine "Kultur der Begegnung" fördern, wie Caritas-Präsident Peter Neher erklärt.

Flüchtlinge auf Lesbos / © Filip Singer (dpa)
Flüchtlinge auf Lesbos / © Filip Singer ( dpa )

domradio.de: "Share the Journey", also "Begleite die Reise" lautet das Motto einer neuen internationalen Caritas-Kampagne, die an diesem Mittwoch eröffnet wird. Die Rede ist von der Reise von vielen Millionen Flüchtlingen, die ihre Heimat verlassen haben, um in Europa eine neue zu finden. Dass diese Reise aus den Heimatländern nach Europa keine einfache ist, ist bekannt. Aber hier angekommen ist sie noch lange nicht beendet. Auch dafür will die Kampagne ein Bewusstsein schaffen und eine "Kultur der Begegnung" fördern. Was genau steckt denn hinter dieser "Kultur der Begegnung"?

Prälat Dr. Peter Neher (Präsident des Deutschen Caritasverbandes): Es ist eine internationale Kampagne der 165 Caritasorganisationen weltweit. Von daher muss ganz genau vor Ort jeweils umgesetzt werden, was das heißt. Zum Beispiel, dass sich Menschen konkret in den Gemeinden begegnen, dass entsprechender Sprachunterricht gegeben wird oder dass Unterstützung bei ganz alltäglichen praktischen Fragen gegeben wird, wenn jemand in einem fremden Land ankommt. Das sieht natürlich in Deutschland anders aus als in den USA, Österreich oder Nicaragua. Das muss dann jeweils ganz konkret umgesetzt werden, was hier als "Dachinitiative" auf den Weg gebracht wird.

domradio.de: Die Kampagne ist international angelegt und hat ihren Ursprung in Rom. Trotzdem wollen wir auf Deutschland schauen. Die AfD sitzt das erste Mal mit im Bundestag. Eine Partei, die sich ganz klar gegen Migration ausspricht. Bei einem Wahlergebnis von 12,6 Prozent bedeutet das, 12,6 Prozent der Wähler haben sich mit ihrer Stimme gegen Migration ausgesprochen. Kommt die Kampagne also gerade zur richtigen Zeit?

Neher: Ich möchte das gerne einmal relativieren. Ich möchte es so nicht unbedingt stehen lassen, dass sich die gesamten 12,6 Prozent der AfD-Wähler gegen Migration ausgesprochen haben. Aber es ist sicher ein sehr hoher Teil dabei, der sich mit dem Thema Migration sehr schwer tut.

Es ist eine sehr gute Unterstützung für die deutsche Caritas. Unsere diesjährige Kampagne "Zusammen sind wir Heimat", die im Grunde ganz ähnlich ausgerichtet ist wie die internationale Kampagne, unterstützt die katholische Kirche und ihre Caritas in Deutschland darin, dass auch die neue Bundesregierung das Recht auf Asyl zu schützen hat und tatsächlich auch an ein Einwanderungsgesetz gehen muss, um den Zuzug auch zum Arbeitsmarkt klar zu regeln und insgesamt den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Insofern empfinde ich die internationale Kampagne unter der Schirmherrschaft von Papst Franziskus als eine ganz wichtige Unterstützung der Arbeit, die in diesen Wochen und Monaten in Deutschland ansteht.

domradio.de: Was bedeutet es für de Wirksamkeit einer solchen Kampagne, den Papst ganz offiziell im Rücken zu haben?

Neher: Das ist eine Ermutigung und Verstärkung aller ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Caritas, zu wissen, dass auch der Papst hinter dem steht, was wir tun. Denn die Anfeindungen sind ja groß. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten heftige Angriffe nicht nur auf Flüchtlingsunterkünfte, sondern auch auf Frauen und Männer, die sich im Bereich der Flüchtlingsarbeit engagieren, zu verzeichnen gehabt. Da den Papst als Stärkung im Rücken zu haben, gerade auch im katholischen Milieu, wo wir durchaus auch Kräfte haben, die sehr kritisch und ablehnend dem Thema gegenüberstehen, ist schon mehr als eine Ermutigung. Es ist schön zu wissen, dass wir offenbar auf der richtigen Seite stehen und gute Arbeit verrichten.

Das Interview führte Verena Tröster.


Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz (KNA)
Caritas-Präsident Peter Neher im Gespräch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR