Caritasprojekt im Jahr der Barmherzigkeit

"Fremde aufnehmen"

Die Türen öffnen und Fremde aufnehmen: Die Caritas Köln hat ein Patenprojekt für Flüchtlingsfamilien in Höhenhaus ins Leben gerufen. Dr. Sabine Beyer ist so eine Patin und begleitet gemeinsam mit ihrem Mann eine Familie aus dem Irak.

Flüchtlinge bei einem Sprachkurs  / © Sebastian Kahnert (dpa)
Flüchtlinge bei einem Sprachkurs / © Sebastian Kahnert ( dpa )

domradio.de: Wie begleiten Sie die Familie?

Dr. Sabine Beyer (Flüchtlingspatin): Wir haben die Familie im Februar kennengelernt und besuchen sie regelmäßig und eigentlich geht es darum, dass wir miteinander Deutsch sprechen. Wir erfahren aber auch wo der Schuh drückt und was vielleicht an Unterstützung geleistet werden kann. Es geht auch ganz viel einfach darum, sich gegenseitig kennenzulernen und auch die Lebensgewohnheiten in Deutschland zu erklären.

domradio.de: Wie haben Sie sich denn vorher verständigt?

Beyer: Als wir die Familie kennenlernten, war sie schon vier Monate in Deutschland und die Familie ist sehr ehrgeizig. Sie haben alle direkt versucht, in Deutschkurse zu kommen und hatten schon erste Deutschkenntnisse als wir uns kennengelernt haben. Natürlich war das noch sehr wenig. Wir haben uns dann teilweise mit dem Google-Übersetzungstool oder mit Bildern beholfen. Vor allem die Mutter kann aber auch gut Englisch. Da konnten wir uns dann noch ein bisschen über die dritte Sprache verständigen.

domradio.de: Wie läuft die Verständigung mittlerweile?

Beyer: Die Fortschritte gehen weiter, alle fünf haben darauf Wert gelegt, dass sie ständig auch in Deutschkursen unterwegs sind. Die Kinder gehen in die Schule und die Eltern besuchen Deutschkurse. Von daher geht es immer ein bisschen besser. Innerhalb der Familie unterhalten sie sich trotzdem noch auf Arabisch. Sie nutzen aber auch jede Gelegenheit, Deutsch zu sprechen, weil sie hier ankommen wollen.

domradio.de: Wie oft treffen sie sich mit der Familie?

Beyer: Das ist immer unterschiedlich. Es kommt darauf an, was gerade anliegt. Diese Woche sind wir Frauen zum Beispiel zusammen Eis essen gegangen, weil jetzt auch Ferienzeit ist. Weil sie auch bisher nicht arbeiten können, haben sie überhaupt keine Abwechslung. Deswegen denke ich, dass dieser gemeinsame Ausflug einfach mal ganz schön war.

domradio.de: Sie investieren viel Zeit, bekommen Sie denn auch etwas zurück?

Beyer: Es ist ein sehr angenehmes Gefühl. Wir lernen uns immer besser kennen, inzwischen ist ein Vertrauensverhältnis da. Ich erfahre viel über die Hintergründe, ich lerne den Irak besser kennen, wie die Gepflogenheiten dort sind. Ich finde es gerade jetzt wichtig, wo so viele Flüchtlinge zu uns kommen, dass man mehr von den Hintergründen erfährt. Ich weiß jetzt, wie sich die Menschen in dieser Situation fühlen, wie das ist, hier in Deutschland neu anzukommen. Es sind einfach Erfahrungen, die man mitnimmt.

Das Gespräch führte Milena Furman.


Quelle:
DR