Caritas gegen abgesenkten Mindestlohn für Flüchtlinge

"Äußerst riskantes Unterfangen"

Die Caritas warnt vor einem niedrigeren Mindestlohn für Flüchtlinge. Dies wäre "ein äußerst riskantes Unterfangen", betonte Generalsekretär Georg Cremer beim Caritas-Kongress über den demografischen Wandel in Berlin.

Caritas warnt vor einem niedrigeren Mindestlohn für Flüchtlinge / © Ingo Wagner (dpa)
Caritas warnt vor einem niedrigeren Mindestlohn für Flüchtlinge / © Ingo Wagner ( dpa )

Damit würde die verbreitete Befürchtung zur Realität, dass Ausländer den Deutschen die Jobs wegnähmen. "Das würde die Debatte zur Integration in eine völlig falsche Richtung lenken", so der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes (DCV) am Donnerstag.

Anpassungen am Mindestlohngesetz

Cremer sprach sich zugleich für "Anpassungen am Mindestlohngesetz" aus, um mehr Praktika und andere niedrigschwellige Zugänge zu Erfahrungen in der Arbeitswelt zu ermöglichen. Dies könne Flüchtlingen helfen, Sprachdefizite und weitere Einschränkungen zu überwinden, um dann eine Ausbildung zu beginnen oder eine reguläre Arbeit aufzunehmen. Eine solche Neuregelung müsse jedoch für alle gelten, die beim Zugang zum Arbeitsmarkt Unterstützung bräuchten. Der DCV-Generalsekretär forderte zudem Hilfen für Flüchtlinge mit Berufsausbildung bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse, "damit sie hier nicht unter Wert arbeiten".

"Auf den mühsamen Weg machen, Flüchtlinge auszubilden"

Mit Blick auf die älter werdende Gesellschaft und den Arbeitskräftemangel hob Cremer die Chancen hervor, die eine Integration der Flüchtlinge auch für Sozialunternehmen wie die Caritas böten. Sie eröffneten sich jedoch nur den Arbeitgebern, "die sich auf den mühsamen Weg machen, Flüchtlinge auszubilden". Sie dürften "nicht auf den sprichwörtlichen syrischen Arzt spekulieren".

Der DCV-Generalsekretär rief dazu auf, vorrangig "die Menschen, die nun einmal zu uns gekommen sind, auszubilden", statt mit aufwändigen Maßnahmen Fachkräfte aus anderen Ländern abzuwerben, die dort dringend gebraucht würden. Der Zuzug der Flüchtlinge sei überdies ein Ansporn, den bereits bestehenden Mangel an Wohnungen für niedrige und mittlere Einkommen anzugehen, forderte Cremer.

Empfang mit Kanzlerin Merkel und Kardinal Marx

An dem bis diesen Freitag dauernden Kongress nehmen rund 700 Vertreter aus Kirche, Politik und Wissenschaft aus ganz Deutschland teil. Zu einem damit verbundenen Empfang werden am Abend auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erwartet. Mit mehr als einer Million Beschäftigten ist die Caritas einer der größten nichtstaatlichen Arbeitgeber in Deutschland. Der Verband ist an vielen Orten mit Beratungs- und Pflegediensten präsent.


Quelle:
KNA