Caritas-Projekt gegen "Energiearmut" geht in die Verlängerung

Fahndung nach Stromfressern

Für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gibt es beim Stromspar-Check nur Gewinner: Jetzt gab sie Grünes Licht für eine Ausweitung der Aktion, bei der Haushalten mit geringen Einkommen geholfen wird, Energie zu sparen.

Autor/in:
Christoph Arens
Caritas-Initiative unterstützt "Stromspar-Check" / © Oliver Berg (dpa)
Caritas-Initiative unterstützt "Stromspar-Check" / © Oliver Berg ( dpa )

Sie fahnden nach versteckten Stromfressern. Und sie bieten im Gegenzug kostenlose Soforthilfen wie Energiesparlampen, schaltbare Steckdosenleisten, Zeitschaltuhren und Strahlregler für Wasserhähne. Mehr als 4.600 Langzeitarbeitslose bundesweit wurden bislang als Stromspar-Helfer ausgebildet, um Bundesbürger mit geringem Einkommen dabei zu unterstützen, Energiekosten zu sparen.

Deutscher Caritasverband unterstützt Initiative

Im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen (eaD) arbeiten sie gegen die sogenannte Energiearmut an. Und freuen sich gleichzeitig, dass sie wieder gebraucht werden. "Ich habe eine Aufgabe, die mir Spaß macht und ich lerne über meinen Schatten zu springen", berichtet etwa Jutta W. aus Ulm. Und Peter H. aus Augsburg freut sich: "Der Stromspar-Check ist für mich ein Projekt, in dem ich mich aus Überzeugung engagiere und das unserer Zielgruppe wirklich hilft."

Mehr als 210.000 Haushalte mit geringem Einkommen haben seit 2009 am Stromspar-Check teilgenommen und dabei ihre Energiekosten um durchschnittlich 156 Euro pro Jahr reduziert, wie Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Montag in Berlin sagte. Jetzt wird das Projekt unter dem Namen "Stromspar-Check Kommunal" bis 2019 verlängert. Weitere 125.000 Haushalte sollen davon profitieren. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit rund 30 Millionen Euro.

Analyse des Energie- und Wasserverbrauchs

Via "Stromspar-Check" können Bezieher von Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Sozialhilfe eine kostenlose Stromsparberatung in ihren eigenen vier Wänden in Anspruch nehmen. Gleich mehrfach besuchen die Sparexperten die bedürftigen Familien und analysieren den Energie- und Wasserverbrauch der Haushalte. Sie überprüfen die Wattzahl der Glühbirnen, inspizieren Wasserhähne und Duschköpfe. Ein paar Tage später kommen sie zurück: mit Energiesparlampen, einem Sparduschkopf oder einer Steckdosenleiste, die den Verbrauch von Stand-By-Geräten verringert.

Außerdem haben Haushalte die Möglichkeit, einen Zuschuss von 150 Euro zur Anschaffung eines hocheffizienten Kühlschranks zu erhalten. Auch die Kommunen und der Bund, die die Wohnungskosten für Bezieher von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe tragen, sparen mit jedem Check 246 Euro.

"Die Stromspar-Teams stoßen immer häufiger auf Kühl- der Gefrierschränke, die älter als 30 Jahre sind", weiß Wiebke Fiebig, Leiterin des Energiereferates der Stadt Frankfurt und stellvertretende eaD-Vorsitzende. "Manches Rentnerehepaar mit geringem Einkommen hat immer noch die erste Einbauküche mit einem Kühlschrank aus den Siebzigern in Betrieb."

Lob für das Projekt

Hendricks sieht bei dem Projekt nur Gewinner. "Es verbindet Klimaschutz und Sozialpolitik auf ideale Weise miteinander", lobte die Bundesumweltministerin am Montag bei einer Besichtigung des Stromspar-Check-Standortes in Berlin-Mitte. "Einkommensschwache Haushalte sparen Energiekosten. Die Kommunen profitieren durch geringere Sozialausgaben. Und der geringere Energieverbrauch hilft beim Klimaschutz." Die CO2-Einsparung summieren die Organisatoren auf über 350.000 Tonnen pro Jahr. Damit macht der Stromspar-Check ein kleineres fossiles Kraftwerk überflüssig.

Caritas-Generalsekretär Georg Cremer lobte das Projekt, das 2012 mit dem Bundesumweltpreis ausgezeichnet wurde: "Der Stromspar-Check ist eine Entlastung, die präventiv gegen Energiearmut wirkt." Eine im Dezember veröffentlichte Studie von Caritas und Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung weist allerdings zugleich darauf hin, dass die Hartz-IV-Sätze nicht ausreichen, um die Stromkosten der Haushalte zu decken. Monatlich fehlten fünf bis elf Euro im Budget für Strom. Bei Haushalten, die warmes Wasser mit einem Boiler erzeugten, seien es zusätzlich neun bis 19 Euro.

Caritas-Präsident Peter Neher sieht hier Handlungsbedarf: "Es kann nicht sein, dass Alleinstehende und Familien, die von Arbeitslosengeld II leben müssen, ihre Stromkosten dadurch finanzieren, dass sie an Kleidung oder Essen sparen. Und im schlimmsten Fall sogar im Dunkeln sitzen, wenn ihnen der Strom abgestellt wird."


Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes / © Markus Nowak (KNA)
Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes / © Markus Nowak ( KNA )

Caritas-Präsident Peter Neher (KNA)
Caritas-Präsident Peter Neher / ( KNA )
Quelle:
KNA