Caritas hilft bei Minustemperaturen Flüchtlingen vor Lageso in Berlin

In bitterer Kälte

Minus 15 Grad und plötzlich fällt die Heizung aus. Das hat Sascha Kiffer diese Woche in einem Zelt für Flüchtlinge vor dem Berliner Lageso erlebt. Als Leiter des Caritas-Sozialdienstes unterstützt er die Wartenden. Ein domradio.de-Interview.

Flüchtlinge vor dem Lageso / © Gregor Fischer (dpa)
Flüchtlinge vor dem Lageso / © Gregor Fischer ( dpa )

domradio.de: Wie geht es den Flüchtlingen vor dem Lageso (Landesamt für Gesundheit und Soziales, Anm.d.Red.) - die ohnehin in einer Notsituation sind - in der aktuell bitteren Kälte in Berlin?

Sascha Kiffer (Leiter des Sozialdienstes der Caritas in Berlin, Helfer vor dem Lageso): Natürlich nicht gut. Viele Menschen haben - bevor sie registriert sind und Leistungen erhalten - keine Schuhe, nicht ausreichend Kleidung, vor allem nicht ausreichend wärmende Kleidung. Außerdem kein Geld, um sich Nahrung zu kaufen, wenn sie noch nicht in einer Unterkunft mit regelmäßigen Mahlezeiten gelandet sind. Viele verzweifeln auch an der deutschen Sprache, die sie nicht verstehen.

domradio.de: Stehen die Menschen wirklich wochenlang vor dem Lageso im Freien - oder gibt es die Möglichkeit, in beheizte Zelte zu gehen?

Kiffer: Es ist so, dass auch bei diesen Temperaturen viele Menschen wochenlang draußen stehen. Es gibt aber auch seit einigen Wochen vier Wartezelte, davon sind zwei beheizt. Am Montag sind allerdings die Heizungen bei Temperaturen von -15 Grad um die Mittagszeit ausgefallen. 

domradio.de: An der Stelle sind dann Sie als Caritas gefragt, um den Menschen zu helfen...

Kiffer: Genau. Nicht nur wir als Caritas, sondern auch viele ehrenamtliche Helfer. Es gibt die Initiative "Moabit hilft" mit sehr vielen Menschen, die den ganzen Tag ehrenamtlich vor dem Lageso verbringen und die Flüchtlinge mit Kleidung, Nahrung und warmen Tee ausstatten und Abläufe der Behörde erklären.

domradio.de: Was ist konkret Ihre Aufgabe als Caritas?

Kiffer: Die Caritas ist für besonders Schutzbedürftige vor Ort. Das heißt, vor allem für kranke Menschen, die nicht anstehen können, weil es körperlich nicht möglich ist. Oder für alleinerziehende Mütter, unbegleitete Minderjährige - ganz viele sind unter 18 und kommen ohne Eltern in Deutschland an. Außerdem für behinderte Menschen. Für all diese Menschen sind wir da.

domradio.de: Sie persönlich sind schon seit August vor Ort. Es kommen weiter Flüchtlinge nach Deutschland. Sehen Sie eine Lösung für die Menschen, die vor dem Lageso in Berlin wochenlang in der Kälte stehen?

Kiffer: Im Moment nicht. In Berlin scheitert es aus meiner Sicht an der Kommunikation. Jeden Tag kommen nach wie vor etwa 400 bis 500 Menschen in Berlin an. Die Politik geht ja davon aus, dass das erstmal nicht abreißen wird. Berlin hat für 2015 mit 15.000 bis 20.000 Flüchtlingen gerechnet, jetzt sind es 80.000 geworden. Und wenn man die Nachrichten verfolgt, kann man davon ausgehen, dass das erstmal so bleibt.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR