Frühjahrsempfang der Caritas in Köln

"Familien brauchen Unterstützung"

"Familie schaffen wir nur gemeinsam“ - so lautet das Motto der Jahreskampagne der Caritas. Peter Krücker vom Vorstand des Kölner Verbands erklärt im domradio.de-Interview die Ziele und Forderungen an Politik und Gesellschaft.

 (DR)

domradio.de: Familie schaffen wir nur gemeinsam – mit wem ist das „wir" eigentlich gemeint?

Krücker: Wir sind wir alle. Es gibt ein schönes afrikanisches Sprichwort, das heißt: Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf. Wir - das sind immer Mutter und Vater, das sind aber auch Großeltern, Onkel, Tante, Nachbarn, Freunde, Schule, Stadt, Land und Bund.

domradio.de: Sie sagen, dass Familie unterstützende Rahmenbedingungen braucht. Ist da zum Beispiel das Betreuungsgeld ein guter Ansatz?

Krücker: Ich persönlich halte das Betreuungsgeld nicht für einen guten Ansatz, und auch im Deutschen Caritasverband ist es umstritten. Familien brauchen Unterstützung, brauchen staatliche Unterstützung. Wir wünschen uns hier mehr ein Elterngeld, das Familien auch bis  zum dritten Lebensjahr des Kindes nachhaltig unterstützt. Und das unabhängig von Einkommen und anrechnungsfrei auf Hartz-IV.

domradio.de: Und wer soll das bezahlen?

Krücker: Das ist sehr teuer. Im Moment ist die Situation in Bund, Land und Stadt sicherlich kritisch. Es fehlt Geld an allen Ecken und Enden. Aber aus unserer Sich ist es eine Frage der Prioritäten. Diese Gesellschaft ist nach wie vor sehr reich. Und es wird auf vielen Ebenen Geld ausgegeben, wo es nicht unbedingt notwendig ist. Wenn die Prioritäten richtig gesetzt werden, ist das Geld auch da.

domradio.de: Viele Jobs sind heutzutage nicht mehr die klassischen 9 to 5 Jobs. Viele arbeiten sogar am Wochenende. Wie kann da ein intaktes Familienleben überhaupt noch funktionieren?

Krücker: Das stellt Familien vor große Herausforderungen. Gerade diese Zerfaserung des Arbeitslebens. Deswegen fordern wir auch, diese Zerfaserung noch einmal genau zu überprüfen. Muss jeder Laden bis 22 Uhr geöffnet sein? Es gibt völlig unsinnige Sonntagsöffnungszeiten. Es gibt Flexibilisierungen, die für niemanden wirklich gut sind. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch die Betreuungssysteme ein wenig flexibler machen. Und es muss auch irgendwann möglich sein, ein Kind bis 19 Uhr im Kindergarten zu lassen. Nicht jeden Tag, und nicht von morgens 7 bis abends 19 Uhr. Aber wenn eine alleinerziehende Frau am Nachmittag arbeitet, muss es auch mal möglich sein, dass ein Kind von 14 bis 19 Uhr im Kindergarten ist.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR