Die Brandkatastrophe von Neustadt macht die Caritas fassungslos

"Jetzt muss alles geprüft werden"

Nach dem schweren Brandunglück in einer Behindertenwerkstatt verspricht die Freiburger Caritas umfassende Aufklärung. Man habe hohe Sicherheitsstandards, so Rainer Gantert im domradio.de-Interview, und sei deshalb nun "umso schockierter".

 (DR)

In Titisee-Neustadt im Hochschwarzwald waren am Montag 14 Menschen in einer Behindertenwerkstatt des katholischen Sozialverbands ums Leben gekommen. Die Opfer sind inzwischen identifiziert. Der Polizei zufolge handelt es sich um elf Frauen im Alter von 28 bis 68 Jahren, darunter eine Betreuerin, sowie drei Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren.

"Jetzt muss alles geprüft werden", erklärte auch  Caritas-Präsident Peter Neher am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin, "auch wenn nach bisherigen Erfahrungen alles so geregelt war, dass man davon ausgehen konnte, dass eine solche Katastrophe nicht entstehen kann".

"Im Moment stehen Trauer, Schrecken und Entsetzen im Vordergrund", betonte Neher. Außerdem gelte tiefes Mitgefühl allen Hinterbliebenen. Man stünde auch mit den Angehörigen in Kontakt, erklärte der Freiburger Caritas-Mitarbeiter Rainer Gantert. Der psychologische Dienst und viele Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen seien nun in Neustadt im Einsatz, auch um sich um die hauptamtlich Angestellten zu kümmern.

Erzbischof Zollitsch: Wir beten für die Opfer
Auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat zum Gebet für die Opfer aufgerufen. "Wir beten für die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde sowie für alle Rettungskräfte. Auch den Menschen, die bei der Feuerkatastrophe verletzt wurden, gelten unsere mitfühlenden Gedanken", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend in Freiburg.

Auch bei einem Gottesdienst im Freiburger Münster wurde am Montagabend für die Opfer und die Hinterbliebenen gebetet. Der für die Caritas-Arbeit im Erzbistum zuständige Weihbischof Bernd Uhl war außerdem mit Verantwortlichen des Caritasverbandes an den Unglücksort gereist. Dort sprach er mit Angehörigen und Verletzten und dankte auch den Rettungskräften für ihren schwierigen Einsatz.

Papst gedenkt der Toten
Papst Benedikt XVI. sandte ein Beileidstelegramm. Er bete für die Opfer und versichere den Angehörigen seine tief empfundene Anteilnahme, heißt es in dem Schreiben an den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Benedikt XVI. bete, dass Gott den Überlebenden und Trauernden Kraft und Trost schenke. Zugleich danke er den Einsatzkräften und Helfern.

Am kommenden Samstag wird es in der St. Jakobus-Kirche in Titisee-Neustadt einen ökumenischen Trauergottesdienst mit Erzbischof Zollitsch geben, wie das Erzbistum Freiburg am Dienstag weiter mitteilte. Für die evangelische Kirche kommt der badische Landesbischof Ulrich Fischer. Die Trauerfeier soll um 11.00 Uhr beginnen.

Spontane Hilfe von Nachbarn
"Trost kann erst später kommen", so Prälat Neher. Nach bisherigen Erkenntnissen seien die formalen Voraussetzungen und Schutzmaßnahmen, um ein solches Unglück zu verhindern, eigentlich gegeben gewesen.

Neher erläuterte zudem die Bedeutung von Werkstätten wie der in Titisee-Neustadt für die Arbeit mit Behinderten. Dort werde "hochprofessionelle Arbeit" geleistet, wobei unter anderem wichtige Bauteile für die Autoindustrie und andere Wirtschaftszweige entstünden. Die Werkstätten seien "wesentlich mehr als nur ein Arbeitsplatz, sondern auch Lebensraum und Chance der Lebensbewältigung".

Darüber hinaus seien die Werkstätten der Caritas in der Regel gut eingebunden in die Umgebung. Dies habe sich jetzt auch dadurch gezeigt, dass sehr viele Nachbarn spontan und großzügig geholfen hätten.