Caritas: Individuell auf Bedürfnisse eingehen

Herausforderung Alter

Unter dem Titel "Herausforderungen in der zweiten Lebenshälfte – altern, reifen und glauben in einer Gesellschaft des Wandels" hat die Caritas im Erzbistum Köln seine Mitarbeiter in Altenheimen eingeladen. Ein domradio.de-Interview mit Helene Maqua, Leiterin der Altenhilfe in dem Diözesanverband.

 (DR)

domradio.de: Was sind  aktuell die großen Herausforderungen der zweiten Lebenshälfte?

Maqua: Bis vor einigen Jahren hat man geglaubt, dass man in der zweiten Lebenshälfte alt ist und die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Mittlerweile ist man der Auffassung, dass man auf keinen Fall alt ist und sich deshalb aufgibt, sondern dass man arbeitet, bis es nicht mehr geht. Das gilt besonders für ehrenamtliche Tätigkeiten.



domradio.de: Welche Folgen hat diese Entwicklung?

Maqua: Die Gesellschaft wird immer älter, d.h. wir sind auch immer mehr von älteren Menschen umgeben. Die Nachbarschaft wird älter, das persönliche Umfeld wird älter und die Familie wird älter. Aktuell gibt es die sogenannte Sandwich-Generation, die noch Kinder erzieht oder sich schon um die Enkelkinder kümmert, und sich gleichzeitig noch alte Verwandte kümmert. Diese Situation, die vor allem Frauen, die über 60 Jahre alt sind, betrifft, gab es vor 20 Jahren noch nicht.



domradio.de: Ein Thema Ihres Kongresses (am Montag in Köln) ist die Frage nach dem Gelingen würdigen Alterns. Wie ist das möglich?

Maqua: Es kann dann gelingen, wenn wir uns der Aufgabe stellen. Die Aufgabe annehmen heißt auch, Lösungen zu finden - und dabei auch Hilfen anzunehmen. Es ist heute viel mehr als noch vor Jahren möglich, beispielsweise durch die Hilfe von Computertechnologie lange selbstbestimmt zu leben. Auch im Alter.



domradio.de: Irgendwann führt der Weg dann aber vielleicht doch ins betreute Wohnen im Altersheim. Wie hilft die Caritas hier den Menschen, mit der neuen Situation umzugehen, beispielsweise mit seelsorgerischen Angeboten?

Maqua: Wir bilden Begleiter in der Seelsorge aus, auch Mitarbeiter. Damit sie auch auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen, die in unseren Einrichtungen leben, eingehen können. Es ist aber nicht so, dass jeder Mensch, der alt wird, automatisch glaubt. Sondern er bringt auch seine eigene Lebensgeschichte und damit sein Verständnis von Glauben mit. Und manchmal auch von Nicht-Glauben. Und unsere Mitarbeiter schulen wir, darauf individuell einzugehen.



Das Gespräch führte Philipp Wichrowski.