Caritas erneuert Forderung nach gesetzlicher Verankerung der Kinderrechte

"Ins Grundgesetz"

Verbände und Organisationen haben zum Weltkindertag am Dienstag zu einer besseren Förderung von Kindern aufgerufen. Für eine Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz macht sich domradio.de-Interview Johannes Bernhauser von der Kölner Caritas stark.

 (DR)

domradio.de: "Kinder haben was zu sagen" - welche Botschaft geht für Sie von diesem Motto aus?

Bernhauser: Kinder haben eigene Wünsche, Bedürfnisse, Interessen, Vorstellungen - und die müssen Kinder artikulieren dürfen, die müssen von den Erwachsenen gehört werden und in allen Angelegenheiten, die Kinder betreffen, auch berücksichtigt werden.



domradio.de: Die Caritas nimmt sich das seit Jahren zu Herzen und vergibt auch seit drei Jahren einen Kinderrechte-Preis. Wie können wir uns das vorstellen?

Bernhauser: Unser Kinderrechtepreis spricht Gruppen von Kindern an im Sinne der UN-Kinderrechtekonvention, das sind Kinder bis 18 Jahre. Und Gruppen können teilnehmen, indem sie sich mit den Kinderrechten beschäftigen, sich ein Kinderrecht aussuchen, das sie für besonders wichtig halten, und dieses Kinderrecht medial darstellen und anderen präsentieren. In der Jury sitzen vier Kinder und drei Erwachsene - die Kinder haben also die Mehrheit.



domradio.de: Können Sie ein, zwei, drei Beispiele nennen für Projekte, die Sie schon mit dem Kinderrechte-Preis ausgezeichnet haben?

Bernhauser: Es gab vielfältige Einsendungen, manche Gruppen haben ein Buch verfasst, es wurden Lieder komponiert, es ist eine Litfasssäule beklebt worden. Es wurde ein Spiel mit Frage- und Antwortkarten erfunden, es wurden Videoclips erstellt, wir haben ein Theaterspiel ausgezeichnet mit dem Namen "Küsschen, Küsschen", mit dem sich Kinder dagegen wehren, ohne ihr Einverständnis beschmust zu werden.



domradio.de: Grundsätzlich - wie ist es um die Kinderrechte bei uns im Deutschland bestellt?

Bernhauser: Zum Weltkindertag finden sehr viele Aktionen statt. Viele dieser Aktionen sind Bespaßung der Kinder. Kinder und Erwachsene sollen Spaß haben, dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wenn es bei der Bespaßung bleibt, fehlt die Nachhaltigkeit. Auch in Deutschland besteht ein Nachholbedarf, die Kinderrechte ernst zu nehmen und auch im Alltag umzusetzen. Wir haben ein Grundgesetz, in dem die Kinderrechte noch nicht verankert sind. Darum gibt es Streit der Parteien in Berlin. Wir haben im Bundestag eine Kinderkommission, im Landtag fehlt sie. Wir hatten früher in Nordrhein-Westfalen einen Landes-Kinderbeauftragten, den gibt es auch nicht mehr, da könnte man auch noch mal nachbesser. Überhaupt müssten Kinder viel mehr einbezogen werden und gehört werden. Und das müsste auch gesetzlich verankert werden.



domradio.de: Also sie fordern: die Kinderrechte gehören ins Grundgesetz?

Bernhauser: Ja, sie gehören auf jeden Fall ins Grundgesetz, weil Kinder eines besonderen Schutzes und einer besonderen Förderung bedürfen. Und ihre Meinungen auch ein besonderes Gehör brauchen.



Das Gespräch führte Susanne Becker-Huberti.