Caritasverband warnt vor einem Scheitern des Bundesfreiwilligendienstes

Nur ein Bewerber in Mecklenburg-Vorpommern

Der Deutsche Caritasverband befürchtet, dass sich nicht genügend Menschen für den geplanten Bundesfreiwilligendienst finden. Zwar sei es noch zu früh für einen abschließenden Überblick, sagte Caritas-Präsident Peter Neher im Interview mit domradio.de. Doch die bisherigen Zahlen machen wenig Mut für den 1. Juli.

 (DR)

domradio.de: Können Sie schon abschätzen wie viele Ehrenamtliche sich für den Bundesfreiwilligendienst bereit erklärt haben?

Neher: Das ist im Moment noch zu früh, wir haben noch keinen abschließenden Überblick. Dennoch zwei Beispiele: In Mecklenburg-Vorpommern haben wir einen Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst. Und im Caritasverband Osnabrück, der eigentlich 180 Stellen hat, liegen 12 Bewerbungen vor. Im Vergleich dazu: Im Freiwilligen Sozialen Jahr gibt es 180 Stellen und 250 Bewerbungen. Das scheint im Moment die Tendenz.



domradio.de: Ehrenamt ist ja eine tolle Sache, aber, wenn die Familie ohnehin kein Geld hat, dann wird sie dem Schulabgänger auch nahe legen, möglichst schnell echtes Geld zu verdienen. Und nicht etwa noch ein Jahr Freiwilligendienst zu machen, ist das nicht auch ein Grund, warum es zu befürchten gilt, dass sich weniger Freiwillige finden als Zivildienstleistende?

Neher: Der neue Bundesfreiwilligendienst ist ja generationsübergreifend gedacht, nicht nur junge Leute sollen angesprochen werden. Außerdem haben wir ja sehr wohl im Bereich des Freiwilligen Sozialen Jahres Nachfrage. Von daher glaube ich nicht, dass es um die finanzielle Frage geht, sondern grundsätzlich: Was bietet der neue Freiwilligendienst?



domradio.de: Welche Anreize muss man für junge Leute schaffen, um den Bundesfreiwilligendienst attraktiv zu machen?

Neher: Er muss bekannter werden. Es ist einfach noch ein sehr junges Kind. Und dann ist es natürlich ganz wichtig, auch ganz junge Männer zu gewinnen, die in der Vergangenheit einen Pflichtdienst ausgeübt haben. Von daher geht es jetzt um die Frage: Wie können von den Einrichtungen interessante Angebote gestaltet werden, um jungen Männer so was wie soziale Lernorte zu bieten.



Das Gespräch führte Christian Schlegel - hier in voller Länge.