Caritas kritisiert Ausgrenzung von "Menschen am Rande"

"Teilhabe-Cards" für Bedürftige

Eine zunehmende Ausgrenzung sozial benachteiligter Menschen in Deutschland hat die Caritas im Erzbistum Köln kritisiert. In der Gesellschaft gebe es "zu wenig Berührungspunkte zwischen der bürgerlichen Mitte und Menschen am Rande", sagte Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel am Mittwoch in der Domstadt.

 (DR)

«Immer mehr Menschen, darunter vor allem Alleinerziehende und Kinder, sind allein aufgrund von materieller Armut am Rande der Gesellschaft angekommen.» Dieser Rand werde immer breiter. Der Klientel wolle sich die Caritas in Deutschland mit ihrer Jahreskampagne «Menschen am Rande» widmen, so Hensel.

Der Sozialverband werde sich im Wahljahr 2009 dafür einsetzen, dass alle Menschen in schwierigen Lebenslagen tatsächlich Hilfen fänden, betonte Hensel. Nötig seien dazu Investitionen in Bildung und einen sozialen Arbeitsmarkt. Zudem seien realistisch berechnete und wirklich die Existenz sichernde Sozialsätze nötig. Die Caritas fordere zudem vernetzte und gut zugängliche Beratungsangebote. So müssten im ländlichen Raum und für Migranten mehr Hilfen für Wohnungslose geschaffen werden.

Hensel regte auch eine Einführung von «Teilhabe-Cards» oder «Stadt-Cards» an, die Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zu Freizeit- und Kulturangeboten sichern sollen. Das stärke auch die soziale Gemeinschaft. Auch jeder Einzelne könne etwas für Menschen am Rande tun, etwa «als Arbeitgeber den Schuldner trotz Lohnpfändung einstellen, im Verein dem trockenen Alkoholiker eine zweite Chance geben, die Einliegerwohnung an die junge Alleinerziehende vermieten, Migranten ganz normal ansprechen und behandeln». Hensel äußerte sich am Rande einer Tagung des Kölner Diözesan-Caritasverbands unter dem Titel «Menschen am Rande - Armutsbekämpfung nicht leicht gemacht».

Laut Caritas leben in Deutschland rund sieben Millionen Menschen von Arbeitslosengeld II und mehr als 300.000 Menschen von Sozialhilfe. Rund 265.000 Menschen seien obdachlos. Die Caritas unterhält für Menschen in Armut rund 340 Kleiderkammern, Möbelläden oder Tafeln sowie rund 280 stationäre Einrichtungen für Obdachlose oder Suchtkranke.