Caritasdirektor will Finanzkompetenz in der Schule zu vermitteln

Weihnachtsgeschenke auf Pump

"Immer mehr Haushalte in Nordrhein-Westfalen sind überschuldet", sagte Frank Johannes Hensel, Direktor des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln, am Dienstag in der Domstadt. Besonders zur Weihnachtszeit werden Dinge gekauft, die das Budget nicht hergibt. Finanzierungsangebote der Händler machen es den Kunden leicht - "Jetzt kaufen - später zahlen"?

 (DR)

Selbst wer sonst jeden Euro zweimal umdreht, will unterm Christbaum mal nicht knausern. Dabei sind schon drei Millionen Haushalte überschuldet, darunter besonders viele Alleinerziehende. Viele holen sich Rat in einer der 1.000 Schuldnerberatungsstellen, zum Beispiel vom katholischen Caritas-Verband. Dort wird nach den Ursachen geschaut, ein Finanzplan aufgestellt und nach Auswegen gesucht. Caritas-Schuldnerexperte Marius Stark macht Mut: Jeder Fall kann gelöst werden - und ein schönes Fest muss nicht besonders teuer sein, sagt er im domradio Beitrag.                         

Nach den Angaben von Diözesan-Caritas-Direktor Hensel ist im ersten Halbjahr 2007 die Zahl der Verbraucher-Insolvenzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,2 Prozent auf 51.600 gestiegen. Betroffen seien vor allem immer mehr junge Leute im Alter von 18 bis 20 Jahren.

"Das liegt an der mangelnden Finanzkompetenz der jungen Leute", sagt Werner Just, Leiter des Fachbereichs "Beratung und Hilfe" im SKM Köln. Die Caritas fordert deshalb, das Erlernen von Finanzkompetenz verbindlich in den Unterrichtsplänen der Schulen zu verankern. Es müsse in bestehende Schulfächer wie Mathematik, Deutsch oder Wirtschaftskunde eingebettet werden, erklärte Hensel. Es müssten Informationen über Kredite, Umgang mit Finanzierungsrisiken, persönliche Haushaltsführung und Budgetplanung vermittelt werden. Die Schuldnerberatungsstellen würden hier "gerne einen präventiven Beitrag leisten", versicherte Hensel.

"Früher hat man den vernünftigen Umgang mit Geld in der Familie gelernt", sagte Hensel weiter. Das sei heute oft nicht mehr der Fall. Viele Jugendliche wüchsen in verschuldeten Elternhäusern auf und starteten dann später eine ähnliche "Schuldenkarriere".

Unverantwortlich sei etwa, dass in Elektronikmärkten nicht mehr der Endpreis eines Produktes genannt werde, sondern nur noch die monatliche Rate für Kreditkäufe. Handytarife seien völlig unübersichtlich und für den Laien kaum zu durchschauen, kritisierte der Caritas-Direktor.