Diakonie und Caritas fordern mehr Hilfen für Arme

Erster bundesweiter Tafeltag

Mit dem ersten «Deutschen Tafeltag» wollen die bundesweit rund 720 Vereine zur Unterstützung bedürftiger Menschen am Samstag ein Zeichen gegen Armut setzen. In zahlreichen Städten und Gemeinden werde zu Benefizaktionen, Gesprächsrunden und Tagen der offenen Tür eingeladen, teilte der Bundesverband der Tafeln am Freitag in Berlin mit. Geplant seien auch zahlreiche "Lange Tafeln", an denen die Helfer mit Bürgern ins Gespräch kommen wollten. Diakonie und Caritas erinnerten den Staat an seine Fürsorgepflicht für Arme.

 (DR)

Nach Angaben des Bundesverbandes ist die Zahl der Menschen, die regelmäßig von den Tafeln mit Lebensmitteln unterstützt werden, in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent auf rund 700.000 angestiegen. Etwa ein Viertel der Tafel-Kunden seien Kinder und Jugendliche. In vielen Städten liege ihr Anteil sogar weit darüber.

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes, Gerd Häuser, forderte mehr öffentliche Anerkennung für das Engagement der Tafel-Vereine. Dabei gehe es nicht um finanzielle Hilfen, sagte er im Gespräch mit dem epd: "Wir wollen kein öffentliches Geld, weil wir unabhängig bleiben wollen." Die Tafeln wünschten sich vielmehr eine bessere Zusammenarbeit vor Ort. Auch steuerliche Vergünstigungen wären ein Weg, ihre die Arbeit zu unterstützen.

Die Tafel-Idee stammt ursprünglich aus den USA. Die erste Tafel in Deutschland wurde 1993 in Berlin gegründet. Ehrenamtliche Helfer sammeln überschüssige Lebensmittel in Supermärkten, Restaurants und Bäckereien ein und verteilen sie an notleidende Familien, Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger. Dazu sind hierzulande Zehntausende ehrenamtliche Helfer im Einsatz.

Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes in Hessen und Nassau und Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, erinnerte die Politik an ihre Verantwortung für die unterversorgten Menschen. Die zunehmende Spaltung zwischen Arm und Reich sei "ein Armutszeugnis für unser sonst so reiches Land".

Der Münsteraner Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann warf dem Staat vor, seine Fürsorgepflichten zu verletzen. Tafeln, Suppenküchen und Kleiderläden "sollte es nicht geben, weil sie im Grunde nur verbergen, dass staatliche Leistungen wie das Arbeitslosengeld II nicht den tatsächlichen Bedarf decken", sagte Kessmann.