Kritik am neuen Kinderbildungsgesetz von Pädagogen und Kinderschutzbund

"So nicht, Herr Minister!"

Das Gesetz bringe bei der Bildung, Förderung und Betreuung von Kindern im Vorschulbereich eine "grundlegende Verbesserung", sagte NRW-Familienminister Armin Laschet (CDU) in Düsseldorf. So werde die finanzielle Ausstattung der Kindertageseinrichtungen verbessert. Im Haushalt 2009 soll dann "mehr als eine Milliarde Euro für Kinder" aufgewendet werden. So nicht, kritisieren dagegen Pädagogen und Kinderschutzbund. Erzieher hätten nach dem neuen Gesetz zu wenig Zeit für die Kinder, mahnt Britta Discher vom Kinderschutzbund im domradio-Interview.

 (DR)

Pädagogen und Wohlfahrtsverbände teilen die Begeisterung des Ministers nicht. Die Caritas, Träger vieler katholischer Kindergärten, kritisiert, dass Bildung in dem neuen Gesetz auf die Vorbereitung für das schulische Lernen verkürzt worden wäre. Die Entwicklung der Kinder würde aber durch eine gleichberechtigte Verbindung von Betreuung, Bildung und Erziehung am umfassendsten gefördert.

Alle Wohlfahrtsverbände befürchten Qualitätseinbußen, da weniger Zeit für das einzelne Kind bliebe, wenn mehr und vor allem kleinere Kinder in eine Gruppe kommen sollen. Die Förderung von Tagesmüttern und -vätern sei für die Kommune eine billige Ersatzlösung. Städte und Gemeinden dagegen, beklagen die unsichere Finanzierung. Durch die Abschaffung der Landeszuschüsse bei den Elternbeiträgen seien viele Kommunen zu einer Erhöhung der Beiträge gezwungen. Mehr Geld für die zusätzlich geforderte Qualität sei nicht eingeplant.

Keine Stellenkürzungen
Laschet wies die Befürchtungen von Erzieherverbänden und rot-grüner Opposition, durch das Gesetz drohten Stellenstreichungen und Kürzungen, als "absurd" zurück. "Ich schließe aus, dass es durch das Gesetz zu Stellenkürzungen kommen wird", sagte der Minister. Der massive Ausbau der Betreuung für Unterdreijährige brauche tausende Erzieherinnen mehr in den nächsten Jahren. "Allenfalls im Einzelfall kann es zu Veränderungen für Erzieherinnen und Erzieher kommen."

Zu der Kritik am Gesetz sagte der Minister weiter: "Es war klar, dass ein wichtiges Reformvorhaben wie das Kinderbildungsgesetz nicht reibungslos und ohne Kritik durchgehen würde." Aber was jetzt an Protesten komme, seien "Einzelstimmen und keinesfalls massiver Widerstand", wie es die Opposition darstelle. "Im Gegenteil: Die Finanz- und Personalstruktur ist mit den Kommunen, den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden verabredet worden", so Laschet. Außerdem betonte er: "Wir geben mehr Geld für Kinder aus, obwohl es weniger Kinder gibt. So viel ist in NRW noch nie für Kinder ausgegeben worden."