Drogenbeauftragte und Caritas setzen auf Suchtberatung per Internet

Neue Drogen erfordern neue Arten der Prävention

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), setzt bei der Suchtberatung für Kinder und Jugendliche große Hoffnungen in das Internet. Durch die Anonymität könnten Minderjährige besser als durch konventionelle Beratungsstellen erreicht werden, sagte sie am Donnerstag vor Journalisten in Köln. Das sei wichtig, weil das Einstiegsalter bei legalen Drogen seit Jahren sinke. Der Anteil jugendlicher Raucher nehme zwar ab, beim Konsum von Alkohol und Cannabis sei dagegen ein Anstieg zu verzeichnen.

 (DR)

Bätzing äußerte sich bei der Vorstellung einer neuen Online-Beratung der Caritas im Erzbistum Köln. Unter www.beratung-caritasnet.de finden Abhängige und deren Angehörigen fachliche Unterstützung. Das Angebot zielt besonders auf eine frühe Hilfe für junge Menschen mit Suchtproblemen oder riskantem Konsum, wie Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel erläuterte. Erste Erfahrungen hätten gezeigt, dass durch das Internet mehr Kinder und Jugendliche, aber auch mehr Frauen und Angehörige von Suchtkranken erreicht würden.

Die Internetseite der Caritas bietet zahlreiche Informationen über Suchtfragen sowie die Möglichkeit, über ein Postleitzahl-System Berater in der eigenen Nachbarschaft zu finden. Derzeit sind Mitarbeiter von 15 der 23 Caritas-Suchtberatungsstellen im Erzbistum online erreichbar. Sie sind auch zu Gesprächen von Angesicht zu Angesicht bereit.

"Wir wollen mehr Frauen erreichen"
Zwei Drittel der Klienten in Suchtberatungsstellen sind Männer, wie Hensel sagte. Etwas mehr als die Hälfte sucht Rat wegen Alkoholproblemen. Das Durchschnittalter liegt bei 46 Jahren. Der Caritas-Direktor hofft, dass durch das neue Online-Portal künftig mehr Frauen angesprochen werden können. Insgesamt gibt die Caritas im Erzbistum nach eigenen Angaben rund 500.000 Euro pro Jahr für ihre Beratungsstellen aus. Die zusätzlichen Online-Kosten belaufen sich pro Stelle auf jährlich bis zu 10.000 Euro.

Laut Bätzing hat in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen heute bereits jeder Zweite zumindest einmal Cannabis probiert. Sorgen bereite auch das so genannte Koma-Trinken, bei dem Jugendliche in kürzester Zeit so viel Alkohol wie möglich konsumieren. Dagegen habe sich der Anteil der Raucher in dieser Altersgruppe in den vergangenen fünf Jahren von 28 Prozent auf 20 Prozent verringert.