Bonifatiuswerk eröffnet Nikolaus-Aktion im Knast

"Man bekommt hier drin sonst nichts geschenkt"

Der heilige Nikolaus besucht das Kölner Gefängnis. Passt das? Nach Meinung des Bonifatiuswerkes sogar sehr gut. Die bundesweite Nikolaus-Aktion des Hilfswerkes startete deswegen in diesem Jahr in der JVA Köln.

Autor/in:
Von Johannes Senk
Nikolaus besucht Gefängnis / © Johannes Senk (KNA)
Nikolaus besucht Gefängnis / © Johannes Senk ( KNA )

"Man ist hier zwar wegen seiner schlechten Taten, kann sich aber durch gute Taten beweisen", meint Daniel. Der 36-Jährige verbüßt zurzeit eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Köln. Bei den guten Taten, von denen er dann berichtet, handelt es sich um Kleinigkeiten, um Alltägliches. "Als ich einmal auf Post gewartet habe, hat mir ein Mithäftling einen aufmunternden Brief an die Tür gehängt", erzählt er. "Er hat gemerkt, dass es mir schlecht ging und wollte mir helfen. Das hat mir sehr gut getan, auch weil es hier nicht selbstverständlich ist, dass sich jemand für einen interessiert."

"Tat.Ort.Nikolaus"

Daniel ist einer von drei Häftlingen, die am heutigen Dienstag im Kinosaal der JVA von ihren Erfahrungen mit guten Taten im Knast berichten. Anlass ist der bundesweite Start der diesjährigen Nikolaus-Aktion des katholischen Bonifatiuswerks unter dem Motto "Tat.Ort.Nikolaus".

Alexa (29) erklärt: "Wegen der strikten Reglementierung ist es nicht leicht, etwas Gutes zu tun." Sie helfe aber beispielsweise ausländischen Mitinsassen beim Ausfüllen von Anträgen oder übersetze ihnen amtliche Schreiben. Ob sie dafür etwas zurückbekommt? "Vielleicht gibt es mal einen selbst gebackenen Kuchen. Aber eigentlich möchte ich dafür nichts zurück bekommen", sagt sie. Die Dankbarkeit der anderen Frauen ist ihr genug.

"Hier drin bekommt man nichts geschenkt"

Auch Dominik will etwas Gutes tun. "Alles, was ich hier besitze - Wasserkocher, Kaffeemaschine, Fernseher - das lasse ich alles hier, wenn ich raus gehe", sagt er. "Jeder kommt mal in die Situation, wo man nichts hat." Für ihn sei es deshalb wichtig, denen etwas da zu lassen, die im Gefängnis bleiben müssen. "Man bekommt hier drin sonst nichts geschenkt", betont er.

Unterstützung habe er im Kirchenkreis mit Gefängnispfarrer Stefan Ehrlich gefunden. "Man hilft mir hier, hört zu und gibt Rat", erzählt Dominik. Gemeinsam mit Ehrlich werden er und andere Inhaftierte in den nächsten Tagen und Wochen Schokoladen-Nikoläuse an andere Häftlinge verteilen. Laut Seelsorger ist dies auch eine der kleinen guten Taten, die einen großen Effekt haben. "Hier muss man sonst für wirklich alles einen Antrag stellen", sagt er. "Die Inhaftierten sind ziemlich verdattert und glücklich, wenn sie etwas einfach mal so bekommen, worum sie nicht einmal gebeten haben."

Orten des vermeintlichen Scheiterns

Dass das Bonifatiuswerk in diesem Jahr ausgerechnet ein Gefängnis für den Start der Nikolaus-Aktion gewählt hat, hat gute Gründe, wie der Generalsekretär des Hilfswerks, Georg Austen, erklärt: "Das Gefängnis bietet uns die Möglichkeit darauf hinzuweisen, dass es auch an Orten des vermeintlichen Scheiterns noch ein großes Maß an Menschlichkeit gibt." Dies solle als Impuls für die bundesweite Aktion verbreitet werden.

"Wir wollen den Blickwinkel des Nikolaus einnehmen und nach 'Tatorten' suchen, wo wir so handeln wie er", so Austen weiter. Der Heilige, der im vierten Jahrhundert Bischof von Myra in der heutigen Türkei war, stehe als Symbol für die Vermittlung christlicher Werte und sei somit ein gutes Vorbild für ein christlich inspiriertes Handeln. "An Nikolaus wollen wir uns für unsere Haltung im ganzen Jahr orientieren."

Faszinierende Geschichte des Wohltäters 

Natürlich saß der Namenspatron der Aktion auch höchstselbst mit auf der Bühne - verkörpert durch den Düsseldorfer Diakon Ulrich Merz. Den Heiligen zu spielen, ist ihm auch ein persönliches Anliegen. "Als ich noch Kind war, hat sich mein Vater immer als Nikolaus verkleidet und uns Geschenke gebracht", erzählt er. Die Geschichte des Wohltäters fasziniert ihn noch heute: "Obwohl er Bischof war, hat Nikolaus nicht delegiert, sondern er hat seine guten Taten selbst vollbracht."

Die "Tat.Ort.Nikolaus"-Aktion ist Teil der seit 2002 bestehenden Kampagne "Weihnachtsmannfreie Zone" des Bonifatiuswerkes. Es gehe auch darum, ein Zeichen für den echten Nikolaus setzen, der nicht mit dem Weihnachtsmann gleichzusetzen sei, hieß es. Die Einnahmen der Aktion durch den Verkauf der Schokoladen-Nikoläuse kämen der Hospizarbeit zu Gute. Patin der Kampagne ist die deutsch-irische Sängerin Maite Kelly.

 

Quelle:
KNA